Genau genommen genauso viel wie Helene Fischer oder Herbert Grönemeyer mit Musik. Nämlich nichts.
Dennoch, wenn die unverwechselbar einzigartige (f**king awesome) Stimme des Mr. Bad Guy aka Freddie Mercury aus den Boxen trällert, schießen mir gelegentlich ein paar Dinge durch den Kopf. Ready for Freddie? Na dann…
Achso ja, wer die Lieder nicht kennt (was ne ziemlich fette Bildungslücke wäre, die ich hiermit zu schließen anbiete), einfach auf den Song-Titel klicken.
I want to break free
Oh ja. Das wäre schön. Einfach mal ausbrechen, sich losreißen vom Diabetes. Die Diabetes Sau ziehen- und sich grunzend ihren Weg suchen lassen. Würde ich sie vermissen? Vielleicht. Obwohl…nein, vermutlich nicht. Aber sie würde zumindest mental nach all den Jahren noch lange an den Hacken kleben. All diese Dinge und Kleinigkeiten, die man über die Jahre verinnerlicht hat. Eine Mahlzeit fixieren und sofort im Kopf die Kohlenhydrate kalkulieren, im Supermarkt automatisch Ausschau nach Light Getränken halten, beim Kauf von Sportklamotten darauf achten, dass genügend Taschen für Insulinpumpe, Traubenzucker und Co vorhanden sind…! Solche Dinge eben.
´39
Kein Blutzuckerwert der Begierde. Eine Unterzuckerung ist ein echter Minuskumpel, bei mir persönlich besonders dann, wenn der Blutzucker unter 50mg/dl rutscht, was meist mit einem gepflegtem Fressflash verbunden ist und ich kopfüber im Nutella Glas hänge. Ein Wunder, dass ich noch keinen Kakao piesel. ABER: ein Hoch auf den technischen Fortschritt. Seit Benutzung der Minimed 640G Insulinpumpe mit Smart Guard haben sich meine Hypos deutlich minimiert. Das Ende der Nutella Ära?
Who wants to live forever
Na ich mit Sicherheit nicht. Dennoch, ohne Insulin können wir nicht leben und wir Diabetiker sind darauf angewiesen, uns diesen lebenswichtigen Saft manuell in die Blutbahn zu jagen. Was für uns tägliche Routine und selbstverständlich ist, ist nicht in allen Teilen der Welt so. Noch immer, fast 100 Jahre nach Entdeckung des Insulins, sterben weltweit täglich Menschen an Diabetes. Entweder ist das überlebenswichtige Hormon überhaupt nicht zugänglich, oder es fehlen die finanziellen Mittel. Wer also zufällig mal was übrig hat, dem kann ich das Project „Insulin zum Leben“ ans Herz legen.
Living on my own
Früher dachte ich immer ich wäre mit meinem Diabetes so ziemlich allein auf der Welt und ich kannte so gut wie keine Diabetiker. Heute weiss ich: Wir sind überall! Facebook, Twitter oder im Real Life. Die Diabetes-Community ist aufmunternd, inspirierend und eh ein ganz cooler Haufen. Ich persönlich kann nur raten sich mit anderen Diabetikern zu verknüpfen und auszutauschen. Peer to Peer eben. Danke!
Don´t try so hard
If you’re searching out for something. Don’t try so hard. You’re feeling kind of nothing. Don’t try so hard. When your problems seem like mountains,feel the need to find some answers. You can leave it for another day. Don’t try so hard.
Der Text passt so perfekt zu solchen Tagen, an denen mal wieder gar nichts läuft, der Diabete seinen eigenen Weg geht und man einfach keine Erklärung für sein Verhalten findet. Generell finde ich es ja gut auf Ursachenforschung zu gehen, aber ich muss zugeben, an manchen Tagen fehlt mir auch die Motivation dazu und ich sage mir…Don´t try so hard.
I´m going slightly mad
Das denke ich mir oft, wenn die Diabetes Sau mal wieder ihre Spielchen spielt und Dinge, die gestern noch wunderbar funktioniert haben, heute überhaupt nicht mehr laufen. Aber so ist das eben. Jeder Tag mit Diabetes ist ein wenig anders und hat oft auch ein paar unerklärliche Überraschungen parat. Da kann man echt verrückt werden. Durchdrehen. Wahnsinnig werden.
Its a hard life
Klar, Diabetes kann man manchmal ziemlich anstrengend, lästig, nervig, energieraubend…sein. Schließlich müssen wir die Aufgaben unserer durch den Fleischwolf gezogenen Bauchspeicheldrüse übernehmen. Aber meine Grundeinstellung ist, mit Diabetes lässt es sich fast normal leben. Ich bin schon fast mein ganzes Leben mit Diabetes an der Backe unterwegs und kenne noch die Therapien von damals, die ich heute niemanden mehr wünschen würde. Und ich bin mir sicher, dass mit Fortschritt der Technik der Diabetes im Alltag für uns immer mehr in den Hintergrund rücken wird und intelligente Systeme uns viel Arbeit abnehmen werden. Closed Loop, Artificial Intelligence…ihr wisst schon. Und wenn es mal wieder arf „hard“ wird. Meine Medizin: einfach mal abschalten.
Play the game
Was wäre, wenn wir aus dem ganzen Diabetes-Mist ein Spiel machen? Diabetes erfordert eine ordentliche Portion Disziplin und es sei niemanden verübelt, wenn er diese nicht immer an den Tag legt. Wir sind schließlich keine Roboter. Wer wird schon gern regelmäßig mit lästigen Dingen wie Blutzuckermessen usw. konfrontiert. Wenn sich das Lästige aber mit etwas Positivem verbinden ließe, wäre das doch prima, oder? Das Prinzip der Belohnung hat eigentlich schon immer ganz gut funktioniert. „Räume dein Zimmer auf, und du bekommst Schokolade“. Für alle die Probleme habe, ihre Blutzuckerwerte, Insulin, Mahlzeiten usw. zu dokumentieren, dem sei (Achtung, es folgt Werbung in eigener Sache), die mySugr App ans Herz gelegt. Für jeden Eintrag in die App gibt es Punkte, Ziel ist es einen Tagesgesamt Score zu erreichen. Klingt kindisch? Glaubt mir Kinners, es hilft! Gamify Diabetes!
Ride the wild wind
Hey, hey, hey. Diabetes ist manchmal wie der Ritt auf einem Hexenbesen oder eine Achterbahnfahrt. Und ich sage euch, ich hasse Achterbahnen. Die Sache mit dem Besen habe ich allerdings noch nicht ausprobiert. Blutzuckermäßige Berg- und Talfahrten rauben mächtig Energie. Na, wen wundert das? Wenn man mal bedenkt, was da in unserem Körper abgeht. Wichtig für mich in solchen Situationen ist zu verstehen, warum das alles gerade passiert und dann aus den Erkenntnissen zu lernen. Ich gebe zu, da funktioniert nicht immer und ich tappe oft in die gleiche Falle. Aber naja, es besteht Hoffnung. „Sugar Surfing is a process, not a result“ [Dr. Steven Ponder]
Flash
Ich glaube das muss ich nicht groß weiter etwas zu sagen. Flash Glucose eben…
The invisible man
Jap, Diabetes ist unsichtbar. Auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite aber auch irgendwie nicht. Manchmal wünscht man sich, dass Außenstehende ein wenig mehr Einblick hätten, was es eigentlich heißt Diabetes zu haben. Was sich im Inneren abspielt. Was zum Beispiel in unseren Köpfen abgeht, wenn wir vor einem Becher Eis sitzen. Wieviele Kohlenhydrate? Was muss ich spritzen? Habe ich noch aktives Insulin im Blut? Plane ich heute noch körperliche Aktivitäten? Muss ich Fett-Protein-Einheiten beachten…? Sowas eben. Ich hab das hier mal zusammen gefasst.
Under pressure
Fühlt ihr euch auch manchmal unter Druck gesetzt, wenn ihr die ach so tollen Blutzucker- oder HbA1c Werte anderer Diabetiker seht? Ja? Müsst ihr nicht. Ihr wisst nie was dahinter steckt. Ein guter HbA1c zum Beispiel, muss nicht automatisch bedeuten, dass die Therapie-Einstellung auch gut ist. Stichwort Standardabweichung. Und was heißt überhaupt „gut“? Wir sind individuell und so auch unsere Therapie-Ziele. Auch ich habe mich oft gefragt, ob ich vielleicht ein schlechter Diabetiker bin, weil ich diese oder jene Werte nicht vorweisen kann, obwohl ich mich noch so sehr anstrenge. Hier meine Antwort.
Und weil ich den Wembley Auftritt so mag…
Breakthru
Ja, ein Durchbruch war es wirklich, als 1921 Frederik Banting zusammen mit Charles Best das Insulin entdeckte und somit Millionen von Menschen das Leben rettete. „Insulin does not belong to me. It belongs to the world!“ sagte er einst und verkaufte das Patent für nur einen symbolischen Dollar an die University of Toronto. Ich habe ihnen etwas zu sagen Mr. Banting!
You are my best friend
Naja, Diabetes ist vielleicht nicht unbedingt der beste Freund. Aber es hilft schon mal ungemein, ihn nicht als Feind zu betrachten. Das wäre für mich irgendwie, als würde ich meinen eigenen Körper als Feind betrachten. Nope! Falscher Ansatz. Ok, dieser besondere Freund namens Diabetes hat sich zwar ungefragt ins Leben geschmuggelt, aber da wir daran ja nun nichts ändern können, macht es Sinn ihn auch zu akzeptieren. Hier und da mal ein wenig Insulin oder Zugger, und er ist zufrieden. In diesem Sinne: Friends will be friends.
Don´t stop me now
Das sollte sich eigentlich jeder Diabetiker hinter die Ohren schreiben. Lasst euch nicht aufhalten. Und schon gar nicht vom Diabetes! Mit Diabetes kann man heute so gut wie alles tun und machen, was Menschen mit noch funktionierenden Bauchspeicheldrüsen auch können. Und Diabetiker dürfen auch alles essen, was Menschen mit vorhandenen und arbeitswilligen Beta Zellen auch können. Seid mutig, raus in die Welt.
I want it all
And i want it NOW! Gute Blutzuckerwerte, top HbA1c, CGM…Heilung? Ja das will ich alles. Ich will aber auch ein Pony, Superkräfte und kleine Affen, die mir den Haushalt schmeißen während ich und mich bekochen. Geht aber nicht. Geduld heißt das Zauberwort.Geduld ist nicht so unbedingt meine Stärke. Und sowieso. Langsam muss das mit der Geduld aber auch mal ein Ende habe. „Du musst ein wenig Geduld haben. Diabetes ist sicher bald heilbar“! Das sagte man mir vor ziemlich genau 27 Jahren. Soviel zum Thema Geduld. Und vor allem, was diese ganzen Heilungsgeschichten angeht.
Und last but not least, immer dran denken: