Es ist mal wieder Zeit für einen Gastbeitrag. Den Start für 2013 macht die liebe Birgit, die wir, kurz nachdem sie Mama wurde, bei „Nüdelchen und Bierchen“ in Hamburg kennen gelernt haben.
………………………………………………………………………………………………………………….
Hba1c-Wert miserabel. Alles andere im Kopf, nur nicht die Blutzuckerwerte. Ich schwebe auf Wolke 7 und alles in meinem Kopf ist gerade wichtig – nur nicht meine Blutzckerwerte. Kennt bestimmt jeder von euch. Und dann…. schwanger!!! Scheiße, bricht meine Welt gerade zusammen?! Wie lange schon? Also ab zum Frauenarzt und bestätigen lassen. „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind in der 5. Woche!“. 5 Wochen lang waren meine Werte richtig schlecht. Alkohol, Zigaretten… ja, das Leben war schön! 🙂
Am Freitag Morgen bin ich dann direkt zu meinem Diabetologen. In der Praxis angekommen, in Tränen aufgelöst, haben die netten Arzthelferinnen mich sofort ins Nebenzimmer geschleppt und mich beruhigt. Der Arzt kam sofort und hat das wichtigste mit mir besprochen. So dass ich wenigstens übers Wochenende klar komme. Ab da ging die Panik erst richtig los. Ich war im Testwahn. Stündlich gemessen und mir nur Gedanken um das Kind gemacht.
Am Montag dann wieder zum Diabetologen. Erst einmal wurde ich auf Protaphane umgestellt. Da ich viel Sport gemacht habe, hatte ich vorher Levimir. Dieses darf aber in der Schwangerschaft nicht gespritzt werden, da es dafür nicht zugelassen ist. Na super, ich musste auch noch mit einem anderen Insulin klar kommen. Doch stellte ich fest, dass meine Werte immer besser wurden. Juhuuu… Mein Testwahn hielt aber immer noch an. Ich war froh, dass man in der Schwangerschaft mehr Anspruch auf Teststreifen hat. Mit nur 600 Streifen wäre ich niemals ausgekommen!!!
Meinen Sport habe ich sofort ganz eingestellt. Zu stressig, die Werte auch noch in so einer Situation unter Kontrolle zu halten. So hatte ich viel Zeit mich um alles zu kümmern. Ich lebte 35 Wochen so gesund wie nie zuvor. In der ersten Zeit wurde mir ein Arbeitsverbot auferlegt, denn mein Job als Heilerziehungspflegerin kann körperlich sehr anstrengend und auch gefährlich werden. Viel Gemüse, Obst und fettarme Mahlzeiten bestimmten fortan den Tag. Ich konnte sogar das Naschen zwischendurch untersrücken. Klar, ich wurde also dicker und dicker. Bleibt natürlich nicht aus. Doch auch mein Freund hat so einige Pfunde dazu bekommen. Komisch… hat er heimlich gegessen?! Ich weiß es nicht. Egal. Auf jeden Fall hat er bewiesen, dass die Männer mit schwanger werden. Doch auch ich wurde nicht von den nächtlichen Heißhungerattacken verschohnt. Nutellabrote und Cornflakes waren meine Lieblingsspeise für die Nacht geworden. Tagsüber liebte ich auf einmal Tomaten. Dabei habe ich noch nie vorher Tomaten gegessen. Ich habe es immer mal wieder versucht, aber immer festgestellt, dass diese kleinen roten Bälle so gar nicht schmecken.
2-3 mal pro Woche war ich beim Diabetologen. Ich hatte ja auch sonst nix zu tun (hihi)! Ich war bereits ein bekanntes Gesicht dort in der Praxis geworden, und wir wurden so langsam alle per „du“. Das hat wirklich gut getan, von so vielen netten Menschen Unterstützung zu bekommen. Immer wieder bauten sie mich auf, wenn ich mal einen „Hänger“ hatte. Mein Diabetesberater war wirklich fit. Bei jedem Besuch passte er meine Insulindosis an, die sich, je länger ich schwanger war, erhöhte. Mitlerweile musste ich drei mal am Tag meine Basalrate spritzen. Beim „Bergfest“ hatte ich schon das doppelte an Insulin nötig. Es wurde immer schwieriger, Mahlzeiten mit vielen Kohlenhydraten abzudecken. Dann haut so ein Nutellabrot natürlich schon ganz schön rein. Mein Spritz-Ess-Abstand war bei ca. 20 Minuten.
Meine Plautze wuchs nun also ständig weiter. Dazu kamen Rückenschmerzen und Wasser in den Beinen (Danke an Olaf, Physiotheapeut, du hast mir sehr geholfen). Nicht zu vergessen das ständige Sodbrennen… so könnte ich noch schön weiterklagen, aber ich denke einige LeserInnen wollen bestimmt noch schwanger werden. Aslo: Schwanger zu sein ist wirklich schöööööööön! 🙂
Im letzten Drittel der Schwangerschaft war meine Insulindosis auf das dreifache angestiegen. Und mein Hunger auch! 🙂 Insgesamt habe ich 20kg zugenommen. Meine Frauenärztin tadelte mich sogar einige Male. Aber was soll man machen?! Trotzdem, meine Blutzuckerwerte hielten sich super. Man weiß einfach, wofür man das ganze macht. Die Anspannung wuchs mit jedem Tag. Wir konnten es beide kaum erwarten. Der Tag rückte immer näher. Am 02.02.2012 (eine Woche vor dem Stichtag) musste ich morgens um 7 Uhr aufs Klo. Mein Freund wollte gerade das Haus verlassen. Zum Glück konnte ich ihn aufhalten mit den Worten: „Schatz, heute hast du frei!!“ Endlich! Es ging los. Noch schnell duschen, Zähneputzen und die restlichen Sachen packen. Dann noch zwei Fotos geschossen wie mien Freunbd Alex vor dem Laptop sitzt und noch einiges an Arbeit erledigt. Die Ruhe selbst. Hallo???? Wir bekommen heute ein Kind. Lass die Arbeit sein!! Noch schnell runter und im Kiosk ne Briefmarke kaufen. Man muss nämlich nen frankierten Briefumschlag in das KH mitnehmen :-). Woran man nicht alles denken muss!
Im Wehenzimmer hat Alex meinen BZ übernommen. Testen, mir etwas zu essen angedreht, und testen, testen, testen. Das machen die Schwestern nämlich leider nicht. Wir waren die ganze Zeit auf uns alleine gestellt. So ganz genau kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Wir verbrachten den ganzen Tag in diesem Zimmer. Abends bekam ich dann endlich meine PDA. Uhiiiiii… so konnte man das ganze aushalten. Doch leider musste ein Notkaiserschnitt gemacht werden. Unser süßer Zwerg kam am 02.02.2012 um 21:19 Uhr auf die Welt. Nach der Geburt kurz gesehen, und weg war er auch schon wieder! Tränen der Freude bei uns beiden. Ein wirklich schönes Gefühl. Man kann das Ganze nicht mit Worten beschreiben. Es kam mir vor wie Stunden als unser Joscha endlich wieder kam (es waren vielleicht nur 2 Minuten). Gesund und munter und mit einem guten BZ-Wert. Das war die Hauptsache! Unser Glück war endlich komplett.
Heute vor genau einem Jahr und 15 Tagen kam unser Krümel zur Welt. Er wog 3130 Gramm und war 49cm groß. Mitlerweile ist er 78 cm und wiegt fast 10kg. Unser Glück ist kaum zu beschreiben.
P.S. Danke Sven für das tolle Fotoshooting!