„Du hast Diabetes? Merkt man gar nicht!“
Tja, was soll man darauf bitte antworten? Wie soll man es auch merken, schließlich habe ich mir das nicht auf die Stirn tätowiert. Obwohl, wäre vielleicht ne Idee…Cranky Panky.
Sollte man so eine Aussage also nun als Kompliment auffassen? Ich messe im Schnitt 7 Mal am Tag meinen BZ, gebe Daten in meine Insulinpumpe und eine App ein und niemand merkt das? Tja, dann mache ich die Diabetes Sache wohl gut?!
Aber Diabetes besteht nicht nur aus Messen und Spritzen, was Nichtdiabetiker vielleicht noch mitbekommen könnten. Da gehört eine Menge mehr dazu, wovon Außenstehende so gut wie nichts merken. Diabetes ist ein Fulltime Job und beschäftigt uns Zuckerköpfe den ganzen lieben langen Tag.
Bevor ich etwas kaufe, checke ich erst mal die Kohlenhydratangaben auf der Verpackung, anstatt die Ware einfach in den Einkaufswagen zu werfen und überschlage schon mal grob, wie viel Einheiten ich spritzen muss. Manchmal denke ich, dass die Leute mich deswegen anstarren weil sie glauben ich würde die Kalorienangaben überprüfen und dann doch die Schokolade, Kekse und anderen Süßkram in die Einkaufstasche stopfe. „Kein Wunder, dass das bei der mit dem Abnehmen nicht klappt“ höre ich sie flüstern. Den wahren Grund kennen sie nicht.
Die ständige Müdigkeit! „Na, wieder zu lang aufgeblieben gestern Nacht, zu tief ins Glas geschaut?“ Nein man, mein Blutzucker ist einfach nur scheiße hoch und ich fühle mich als hätte mir jemand eins mit dem Nudelholz übergezogen. Sorry, das kann natürlich keiner wissen. Diabetes ist ja unsichtbar! Mr Invisible halt.
Wenn jemand mich den Blutzucker messen sieht, werde ich oft gefragt ob das ganze denn nicht weh tut. Klar merkt man das, aber was soll ich tun? Bei jeden Messen erst mal laut „Aua“ schreien? Gleiches Spiel beim Spritzen oder Katheter setzen. Wir Diabetiker sind offenbar Meister im Unterdrücken und Verstecken. Meine Taschen sind voll von Traubenzucker (den würde ich gewiss nicht freiwillig mit mir herum tragen) und anderem Süßkram. Auf Fremde macht das vielleicht einen verfressenen Eindruck. Dabei will ich doch einfach nur im Fall der Fälle so schnell wie möglich aus dieser elendigen Hypo kommen. Liebe Leute, seid also froh dass ich den ganzen Kram dabei habe. Ansonsten würde ich euch vermutlich im Hypowahn die Augen auskratzen. Ist also ur zu eurem eigenen Schutz.
Woran man noch merken könnte, dass ich Diabetes habe? Restaurants werden danach ausgewählt, ob sich Light Getränke auf der Speisekarte befinden. Nein, das ist selbst heut zu Tage, in Zeiten von Diäten und Ernährungsmythen leider immer noch nicht selbstverständlich. Gerade in Österreich hat meine geliebte Cola light auf vielen Speisekarten noch immer keinen Einzug gefunden.
Hosen ohne Taschen werden übrigens auch nicht gekauft (finde ich eh hässlich und überflüssig). Wo bitte soll ich denn da meine Insulinpumpe unterbringen?
„Was du hast gestern wieder keinen Sport gemacht? Du faules Stück!“ Hallo?. Die Diabetes Sau hat mich leider daran gehindert. Versucht mal mit einem hohen oder niedrigen BZ Sport zu treiben. Viel Spaß!
Dass ich Diabetes habe merke ich außerdem daran, dass ich kleine Täschchen danach beurteile ob meine Messutensilien wohl darin Platz finden könnten. Kurz mal die Länge mit der vom Lanzettengerät verglichen…ok passt. Über die Jahre hat sich so ein anschauliches Häufchen an solchen Taschen angesammelt. Man muss ja schließlich mit der Mode gehen… 🙂