…wie es damals war, als ich Diabetes bekam:
„Es ist Sommer 1990, die Sommerferien gehen zu Ende und für unsere Familie wird sich schon bald einiges ändern. Unsere jüngste Tochter Ilka wird von der Grundschule in die Orientierungsstufe (5.Klasse) wechseln. In der letzten Zeit war Ilka allerdings häufig müde, durstig, musste in der Nacht verhäuft auf die Toilette, war auffällig blass und hatte ständig heftiges Nasenbluten. Auf der Sail in Bremerhaven liefen wir von einem Getränkestand zum nächsten, bei Mc Donald´s gab es süße Milchshakes und bei meiner Mutter zu Haus wurde der heftige Durst mit Apfelsaft gestillt (eine Katastrophe, wenn man heute drüber nachdenkt). Ilkas Oma äußerte da schon den Verdacht, dass „dat Kind doch wohl keinen Zugger“ habe. Auf Grund der vielen ungewöhnlichen Umstände hielt ich einen Arztbesuch für angebracht. Ilka, schon immer ein Dickkopf, fand diese Idee natürlich nicht so berauschend und setzte sich mal wieder durch. Ich begnügte mich also mit einer Urinprobe, die ich am Vormittag zu unserem Hausarzt brachte. Am Mittag orderte der Arzt uns in seine Praxis, denn sie hatte Zucker im Urin und der folgende Blutzuckertest lag bei knapp über 300mg/dl. Der Blick der Sprechstundenhilfe ließ nichts Gutes ahnen.
Diagnose Typ-1 Diabetes
Unser Arzt gab uns zu verstehen, dass unser Kind Diabetes Typ-1 habe und wir noch am gleichen Tag ins Krankenhaus müssten. Mein plumper Vorschlag mit einer Diät wurde gleich kopfschüttelnd ausgebremst, denn Typ-1 Diabetes kann man nur mit Insulin behandeln.
Mein Mann und ich waren völlig fertig. Gestern war die Welt noch in Ordnung, und heute sitzen wir im Krankenhaus und müssen alles über den „Zucker“ lernen.
Unsere Tochter wurde in der Pädiatrie des Elbe Weser Klinikums zwei Wochen lang behandelt und intensiv geschult. Wir mußten alle das Spritzen lernen, und auch ich war täglich in der Diabetesambulanz zur Schulung. Hier wurden wir für den Alltag mit Diabetes fit gemacht. Die größte Hürde war für mich tatsächlich das Spritzen. Es tat mir, glaube ich, fast mehr weh als Ilka. Wie gerne hätte ich die Krankheit auf mich genommen um mein Kind zu schonen und ihr das alles zu ersparen.
Wir hatten das große Glück , dort einen sehr guten Diabetologen zu haben, der Ilka viele Jahre bis zum Erwachsenenalter begleitet hat. Ich bin Dr. Kehrberg noch heute sehr dankbar dafür, dass er immer für uns da war und sich stets verständnisvoll für seine jungen Patienten einsetzte.
Nach der Diagnose Typ-1 Diabetes mussten wir fortan alle 4 Wochen in die Diabetesambulanz, wo alle Probleme bezüglich des Diabetes besprochen wurden und der HbA1c alle 8 Wochen ermittelt wurde. Für mich war es sehr beruhigend, einen so erfahrenen Arzt an der Seite zu haben. Bei Grippe, Erbrechen und anderen Sorgen gab er uns entsprechende Anweisungen bezüglich der zu spritzenden Insulinmenge. Damals galt noch ein festgelegter Insulinplan, mit festen BE Angaben und festen Mahlzeiten, den wir einige Jahre lang befolgten.
Nach etwa 2 Jahren erhielt Ilka ihren ersten Pen, das lästige Aufziehen und Mischen mit einer Spritze hatte somit ein Ende und es wurde endlich alles etwas einfacher.
Und wie es dann weiter ging, erfahrt ihr demnächst…!“