Diesen Artikel habe ich bereits auf dem Open Journal Blog veröffentlicht, denke der MUSS aber auch hier hinein!
„Wie wäre es mit einem Morgengupf?“ Klingt irgendwie so, als würde einem ein Stück Kuchen oder eine andere Leckerei angeboten. Ich muss zugeben, bis vor kurzem war mir dieser Begriff völlig unbekannt, aber man lernt ja nie aus. Aber nun mal der Reihe nach:
Seit mehreren Wochen habe ich ziemliche Probleme mit meinem Blutzucker am Morgen. Und damit meine ich nicht den Nüchternwert, sondern den Blutzucker am frühen Vormittag. Meine Nüchternwerte sind so gut wie immer im grünen Bereich und liegen meist zwischen 90mg/dl und 140mg/dl. Unabhängig ob ich in der Woche früh aufstehe, oder am Wochenende länger schlafe. Die Basalrate scheint also zu passen. Doch nach jedem Aufstehen (egal zu welcher Uhrzeit) folgt nach 1-2 Stunden ein hoher Blutzuckerwert, der offenbar resistent gegen jeglichen Bolus scheint. Ziemlich frustrierend! Ich habe mich dann mal schlau gemacht, Dr. Google befragt, mit ebenfalls Betroffenen gesprochen und bin schließlich irgendwann auf den MORGENGUPF gestoßen. Klingt lustig, heißt aber so.
Als Morgengupf (Gupf = Gipfel) bezeichnet man einen kleinen Bolus VOR dem Aufstehen, der einen Blutzuckeranstieg NACH dem Aufstehen, (auch Aufsteh Phänomen genannt und nicht zu verwechseln mit Dawn Phänomen) verhindert bzw. abfängt.
Grund für diesen Blutzuckeranstieg sind, wie auch beim Dawn Phänomen, die Hormone. Nach dem Aufstehen schüttet unser Körper vermehrt Hormone aus, die unseren Blutdruck nach dem Wechsel von waagerecht nach senkrecht stabilisieren sollen. Nebenwirkung dieser bösen Hormone ist eine Verminderung der Empfindlichkeit dem Insulin gegenüber.
Das Aufsteh Phänomen ist also von der Zeit des Aufstehens abhängig. Wie viel Insulin benötigt wird, um diesen Anstieg abzufangen, muss jeder für sich austüfteln.
Ich für mich persönlich habe heraus gefunden, dass es am besten funktioniert, wenn ich direkt nach dem Weckergebimmel einen verzögerten Bolus von 2-3 Einheiten über 2 Stunden abgebe und dann noch ein paar Minuten liegen bleibe. Stehe ich VOR dem Morgengupf auf (da reicht schon der Gang aufs WC), funktioniert das ganze nicht. Das klingt zwar alles irgendwie ein wenig unglaublich, funktioniert aber.
Wie auch immer, der Morgengupf (ich glaube das Wort ist appetitanregend) ist nun seit kurzer Zeit neben dem morgendlichen Blutzuckermessen und Zähneputzen zu einem weiteren Ritual geworden und ich hoffe, dass es auch noch eine Zeit gut funktioniert, denn aus Erfahrung weiß man ja, dass der liebe Diabetes ja immer für eine Überraschung gut ist.