Hypos sind ungefähr so überflüssig wie Zahnschmerzen. Man braucht sie nicht, man will sie nicht haben und sie kommen doch. Und zwar immer dann, wenn man sie am wenigsten braucht (zum Beispiel kurz vorm Urlaub inklusive Sturz von der Treppe).
Die Menge der Kohlenhydrate
Irgendwann habe ich mal gelernt, 2 BE bei einer Hypo würden völlig ausreichen. Am besten eine schnelle BE, und eine die etwas langsamer ins Blut geht, damit der Zucker nicht nach kurzer Zeit gleich wieder nach unten rauscht. So die Theorie. Die Praxis? Völlig anders.
Ich weiß ja nicht wie es bei euch aussieht, aber wenn ich eine Hypo habe, dann ist das meist mit einem riesen Fressflash verbunden, bei dem ich schnell die Kontrolle über die Menge der verdrückten BEs verliere. Für jemanden, der noch nie eine richtige Hypo erlebt hat, klingt das vermutlich albern. Man muss sich doch schließlich zügeln können. NEIN, kann ich nicht. Irgendwas da oben schaltet sich da bei mir aus und wird durch den Befehl ESSEN ESSEN ESSEN ersetzt. Vernunft ist in diesem Moment fehl am Platz, der Körper verlangt einfach nur nach allem was süß und fies ist. Und das in rauen Mengen. Ich glaube Diabetiker haben immer die größten Süßigkeiten Vorräte zu Haus. Aus meiner Hypo-Schublade könnte eine Großfamilie ne Wochen lang leben.
Nun ja, das Ergebnis nach einer solchen Attacke könnt ihr euch sicher vorstellen. Aus Hypo wird dann schneller als gewollt plötzlich Hyper.
Früher hatte ich ein wenig Bedenken, direkt nach so einer Hypo Fressattacke Insulin zu spritzen, mittlerweile tue ich aber doch, um den enormen Anstieg nach den unzähligen BEs abzufangen. Dabei rechne ich mir grob aus, was ich ungefähr an Broteinheiten gegessen habe, ziehe 2BE für die Hypo ab und berechne den Rest ganz normal wie eine Mahlzeit.
Die Art der Kohlenhydrate
Traubenzucker! Sorry, ich kann das Zeug wirklich nicht mehr sehen. Bei einer ordentlichen Hypo, bei der einem eh schon elendig zumute ist, auch noch dieses staubige Zeug schlucken zu müssen…geht gar nicht! Schlucken endet in Würgen und Staubhusten.
Einige von euch kennen meine Vorliebe für Nutella, auch wenn das allein vom Fettgehalt her eigentlich eine Ewigkeit bis ins Blut bräuchte und kein geeignetes Hypomittel ist, bei mir wirkt es ratzfatz. Das ist nicht unbedingt von Nachteil, denn Nutella schmeckt super. Auch ohne Brot, direkt vom Löffel.
Da ich aber nicht immer ein Nutella Glas mit mir herum schleppe (glaubt mir, wäre es nicht so schwer, ich würde es tun!), greife ich gern auf Dinge zurück, die ich auch von der Menge her gut abschätzen kann. Dazu gehören sämtliche Variationen von Fruchtgummi. Macht man sich einmal die Mühe und rechnet sich genau aus, wie viele Gummibären, Joggergums oder Tropi Frutti einer BE entsprechen, sind diese Gummivariationen eigentlich die für mich perfekten Hypokiller für unterwegs.
Neben Traubenzucker zweiter kluger Ratschlag: Apfelsaft. Mag ja klappen. Dumm nur, dass bei mir eine Hypo absolut keinen Bedarf nach Flüssigkeit auslöst. Eher könnte ich ein halbes Schwein verdrücken, als etwas trinken zu müssen. Womit wir wieder beim Fress-Flash wären….
Die Zeit nach den Kohlenhydraten
Eigentlich verkrafte ich Hypos relativ gut und bin nach knapp 15 Minuten, je nach Stärke, wieder voll aufnahmefähig und man kann sich außerdem auch drauf verlassen, dass wieder einigermaßen verständliche Worte aus meinem Mund kommen.
Anders sieht es bei Hypos in der Nacht aus. Keine Ahnung voran das liegt, aber der Morgen nach einer nächtlichen Hypo ist einfach nur Grütze. Manchmal sogar der ganze Tag. Man fühlt sich wie benebelt, irgendwie betrunken. Als hätte der berüchtigte Mann mit dem Hammer ganz besonders weit ausgeholt und voll drauf gezimmert. Zudem löst der Gedanke an Essen fast einen Brechreiz aus, ich fühle mich irgendwie vollgefressen. Auch wenn es doch nur ein paar Gummibärchen waren (und eine halbes Glas Nutella;))….
Und wie ist das bei euch so?
Extrem miese Nacht und extrem fieser Lolli.