Heute haben wir mal nicht das Wort, sondern geben den Zuckerstift an einen unserer treuen Leser ab. Jan erzählt, wie es bei ihm damals war, als der Diabetes bekam und von nun an einen Untermieter zu beherbergen hatte….
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Wir schreiben das Jahr 2010. Tage, nein Jahre von gedankenlosen Süßigkeitenkonsums liegen hinter mir. Ich war immer jemand, der essen konnte soviel er wollte ohne dabei dick zu werden. Ich war zwar sportlich, aber nicht wirklich durchtranniert. Und krank? Ne, eher selten. Zum Arzt ging es nur, wenn es wirklich nötig war. Doch dann plötzlich kam ER, mit gepackten Koffern…!
–24.02.2010—
Nach Tagen von ständigen Wasserlassen und Müdigkeit und trockenem Mund ging es mir wieder einigemaßen gut! Naja, zumindest so, dass ich mir dachte ich könnte wieder zur Arbeit gehen. Die 10 Euro für den Arzt Besuch wollte ich mir eigentlich auch sparen, ausserdem war ich ja nie wirklich krank gewesen. Also warum jetzt?
Okay, ich bin dann doch hin! Kaum war ich da, wurde mir auch schon mein neuer Untermieter in mir selbst vorgestellt.
Also ich saß dort auf diesem sehr weichem Stuhl vor mir meine Hausärztin: ,, Sie haben wahrscheinlich Typ1 Diabetes. Und da Koma-Gefahr besteht, bestellen wir lieber die Welfen Ambulanz und lassen sie ins Krankenhaus fahren“.
Wäre es nach mir gegangen, wäre ich selber mit dem Bus dort hin gefahren, denn nach dieser überraschenden Nachricht hatte ich irgendwie einen extremen Adrenalinschub. Und ohne groß nachzudenken, klickte ab diesem Zeitpunkt auch irgendwie ein Schalter in mir um. Ich aß nix Süßes mehr. Von einer Sekunde auf die andere.
Im Nachhinein war das alles eine ziemlicher Schock für mich, der mir erst gar nicht so bewusst war. Diabetes kannte ich bis dahin nur von meiner Ausbildung als Heilerziehungspfleger. Aber es ist natürlich immer etwas anderes, wenn man plötzlich selbt betroffen ist. Dann ist auf einmal alles ganz neu, der Blick auf die Sache ein völlig anderer.
In der ersten Zeit habe ich streng nach BE Tabelle gelebt und nach dem, was man so gelesen und gehört hat. So genau hatte ich mich vorher nie mit Ernährung beschaftigt, jetzt bekam ich langsam einen Überblick darüber, was sich so in den verschienden Lebensmitteln versteckt.
Aber eine Sache war von Anfang an klar: Der „Zucker Dämon“ ist NUR mein Untermieter! Mehr nicht. Auch wenn er mir ab und zu aufs Dach steigt…das Sagen hab immer noch ich!!!
Sport musste nun auch schnellsten wieder her und zum Alltag gehören! Also schaffte ich mir ein Buch über Diabetes und Sport an, um mich ein wenig zu informieren auf was ich achten muss. Jeden Tag joggte ich von nun an eine halbe Stunde und später dan auch mal länger. Der 24.02.2010, Tag der Diagnose, wurde zu meinem persönlichen „SugarDay“ und bisher jedes mal besonders schön verbracht. Trübsal blasen macht keinen Sinn. Also wurde der Tag gefeiert und nicht als Trauertag gesehen. Mein Blutzuckermessgerät und Pens wurden danach ausgewählt, dass ich sie immer wieder gern benutzte, einfach weil sie einem gefallen und nicht wie häßliche medizinische Geräte ausschauen. Ähnliches Beim Essen. Es wurde so kreiert, dass ich auch wieder Spaß am Essen bekam! Das mit den Süßigkeiten hatte ich ja bereits erwähnt. Um meinen Bedarf nach Süßem zu stillen, kreierte ich mir zum Beispiel ein herzhaft süßes Brot. Ein Brot mit Schinken und Banane drauf ist leckerer als man denkt! ;-). Ganz auf Süßes verzichten tue ich allerdings nicht. Das löst genau das Gegenteil bei mir aus. Einen Fress Flash. Das wiederum hat fiese Auswirkungen auf den Blutzucker. Mein Motto: Alles in Maßen. An Tagen mit schlechten Werten verzichte ich dann aber ganz auf Süßigkeiten. Auch wenn ich Herr im Haus bin und der „Zucker Dämon“ nur der Untermieter, kann dieser einem aber auch immer mal wieder auf der Nase rum tanzen. Es klappt nicht immer alles! Aber das ist normal.
Wichtig ist nur, wie schon Ernesto Ché Guevara sagte: „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.“ Auf das LEBEN!
Tschö Jan