Okay okay. Das hat jetzt etwas gedauert mit diesem Artikel. Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen, dass das so nicht geplant war. Die liebe Zeit Leute, die Zeit!
Alsooooo. Ich hatte ja versprochen, über die Genauigkeit vom Eversense Sensor zu schreiben.
Bisher hatte ich das große Glück, dass ich alle CGM/FGM Systeme, die auf dem deutschen Markt verfügbar sind/waren, bereits testen oder auch über einen langen Zeitraum tragen konnte. Meiner Meinung nach hat jedes System seine Vor- und Nachteile bzw. Stärken und Schwächen. Einige CGM-Systeme tendieren dazu im Hyper-Bereich sehr ungenau zu werden, die anderen zeigen deutliche Schwächen im Hypo-Bereich. Und sicherlich ist auch nicht jedes System für jeden geeignet. Während ich zum Beispiel damals beim Freestyle Libre bereits sehr genaue Werte direkt nach der Aufwärmphase hatte, weiß ich von anderen Trägern, dass sich bei ihnen das System erst 1-2 Tage eingrooven muss (die 12-Stündige Aufwärmphase des Sensors in den USA macht daher vielleicht tatsächlich Sinn).
Aber zurück zum Eversense. Wie ich bereits in meinem vorigen Artikel geschrieben habe, wird der erste CGM-Wert nach der zweiten Kalibrierung angezeigt. Ich muss zugeben, dass ich schon etwas aufgeregt war und mir zugegeben auch Gedanken darüber gemacht habe, was ich wohl machen würde, wenn Sensorwerte und Blutwerte so rein gar nicht passen würden. Bei einem herkömmlichen Sensor ist das ja kein Problem, Einfach raus damit und fertig. Der Eversense Sensor allerdings sitzt eingeschlossen unter der Haut, selbständiges Entfernen unmöglich.
Nun, was soll ich sagen. Mein erster Sensorwert und Blutwert waren so nahe beieinander, dass es mir schon fast unheimlich war. Und so auch der zweite, dritte…
In der Anfangsphase habe ich zudem nicht nur zu den Kalibrierungen eine blutige Messung gemacht, sondern auch zwischendurch und zu den Mahlzeiten. Man muss ja quasi erstmal lernen, dem neuen System zu vertrauen. Also ich zumindest. Und wie sieht es heute aus? Auch nach fast dreimonatigem Tragen habe ich noch keinen Sensor-Wert gehabt (bis auf eine Ausnahme), der mehr als 20mg/dl vom gegengemessenem Blutzuckerwert abgewichen ist. Und das habe ich ehrlich gesagt bei noch keinem CGM-System vorher so erlebt.
Die Ausnahme – hausgemacht?
Vor einigen Wochen hatte ich tatsächlich mal einen kleinen „Zwischenfall“. Um die Mittagszeit herum zeigte sich plötzlich eine ziemliche Abweichung zum Blutzuckerwert, die ich mir nicht wirklich erklären konnte. Meine Konsequenz daraus waren an diesem Tag außerplanmäßige, zusätzliche Kalibrierungen, die leider jedoch nicht den gewünschten Effekt brachten. Das Ganze zog sich dann ungefähr über 1,5 Tage hin, bis sich der Sensor wieder einpendelte und Sensor- und Blutzuckerwerte wieder auf einem Level waren.
Im Nachhinein fiel mir dann eine mögliche Erklärung ein. Ich merkte irgendwann, dass ich an den betreffenden Tagen extrem wenig getrunken hatte, den ersten Tag der Abweichung sogar fast gar nichts. Dass Sensoren schlecht laufen, wenn man wenig trinkt, ist ja allgemein bekannt. Mir war es aber vorher jedoch nie so extrem aufgefallen. Ob es nun wirklich daran lag, kann ich also nur mutmaßen. Wäre aber zumindest eine Erklärung.
MARD – Wie genau messen CGM-Sensoren?
Die MARD (Mean Absolute Relative Difference) beschreibt die Genauigkeit eines CGM Sensors und wird in % angegeben. Je geringer die MARD, desto geringer die Abweichung. Der Eversense hat eine MARD von 8,8% und führt somit derzeit die Riege der Sensorgenauigkeit an, dicht gefolgt vom Dexcom G5 mit einer MARD von 9%. Allerdings muss man auch fairerweise dazu sagen, dass die MARD in klinischen Studien und unter klinischen Bedingungen ermittelt wird. Die „Real World“ MARD ist daher meist viel höher (dreckige Finger etc.). Wer etwas tiefer in die MARD Materie einttauchen will, dem kann ich die Publikation „Significance and Reliability of MARD for the Accuracy of CGM Systems“ empfehlen.
Und die Nachteile?
Klar, die gibt es natürlich auch. Im Großen und Ganzen bin ich ziemlich zufrieden mit dem Eversense Sensor, aber wie es halt im Leben so ist, nichts ist perfekt. Mit meinen Kritikpunkten und Verbesserungswünschen geht es dann im nächsten Artikel weiter.