Ok, eigentlich sollte es keine Gründe dafür geben, seinen Blutzucker NICHT regelmäßig zu testen. Aber hey, wir alle haben Phasen wo uns die ganze Testerei einfach nur auf den Sender geht und uns jegliche Motivation fehlt. Das Gefühl, das ganze Gekümmere sei eh nutzlos, Folgeschäden vorprogrammiert und das Blutzuckermessgerät der Feind schlechthin, machen die Sache oft nicht einfacher.
Eines vorweg, dies wird jetzt keine Anleitung dafür, seinen Diabetes zu ignorieren, sondern lediglich eine Auseinandersetzung damit, was und welche Umstände es uns einfach manchmal so schwer machen immer mit Disziplin bei der Sache zu sein. Schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man manchmal um keine Ausrede verlegen ist.
Da wäre zunächst mal das TESTgerät an sich. Wenn ich das schon höre. Blutzucker TESTEN. Sorry, ich werde da irgendwie an alte Schulzeiten erinnert. Einen Test kann man bestehen oder man kann durchfallen. Blutzucker 337mg/dl. Super, BlutzuckerTEST offenbar nicht bestanden! Kein Wunder, dass einem da die Lust am Testen vergeht. Ich bevorzuge daher das Wort messen oder kontrollieren, wobei das auch schon wieder einen unschönen Beiklang hat. Wichtig ist, das Gerät nicht als seinen persönlichen Feind zu betrachten, der einem nur Böses will, sondern eher als seinen Buddy. Man muss ihm ja nicht gleich Namen geben…;)
Kommen wir zum Messergebnis. Ein guter Wert lässt uns fröhlich sein. Ein schlechter Wert hingegen kann die Stimmung innerhalb von Sekunden auf den Nullpunkt bringen. Hört Ihr es dann manchmal auch ganz leise aus dem Gerät flüstern „Buuuuh, du Loser!?“. Die persönliche Laune kann so verdammt abhängig vom Ergebnis der Messung sein, warum also testen, wenn es mir eh die Laune und den Tag verdirbt?
Nun, vielleicht müssen wir lernen das Ergebnis nicht als gut oder schlecht anzusehen, sondern es einfach als eine Zahl zu betrachten. Eine Zahl die wir irgendwie (meistes) selber in der Hand haben und in der Lage sind sie auch selber zu beeinflussen. Blutzuckerwerte sollten als reine Information betrachtet werden, nicht als Beurteilung ob gut oder schlecht.
„Mir geht es gut, also warum soll ich testen?“ Ja ja, schon klar. Diesen Satz habe ich vermutlich selber mehr als genug gesagt und auch von anderen Diabetikern zu genüge gehört. Fakt ist, damit lügen wir uns doch selbst in die Tasche. Es gibt so viel Dinge die unsere Wahrnehmung beeinflussen können. Stress, Medikamente, Krankheit , Sport u.s.w. Außerdem wissen wir, unser Körper ist ein Gewohnheitstier. Erhöhte Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum werden schneller als man denkt als normal wahrgenommen, die üblichen Symptome wie Müdigkeit und Durst scheinen zu verschwinden. Klar kann es mir mit einem erhöhten oder zu tiefen Zucker gut gehen, für den Moment. Aber auch schon mal an die Zukunft gedacht? Kontrollmessungen zwischendurch können helfen das Wahrnehmungsgefühl zu verbessern und den Körper besser zu verstehen.
Bringt ja eh nix. Manche Diabetiker behaupten, sie würden auf das Messen verzichten, da sie eh nichts ändern könnten oder geben sich sogar die Schuld dafür mal wieder einen miesen Blutzuckerwert zu haben! (Ich schüttele gerade furchtbar mit dem Kopf). Nur wer seine Blutzuckerwerte kennt und diese auch in der Lage ist zu deuten und zu interpretieren, kann auch etwas ändern. Jeder Wert birgt quasi ein Call to act. Es bringt immer mehr, des Rätsels Lösung versuchen zu finden, als sich selber die Schuld für irgendwas zu geben oder den Diabetes schlimmstenfalls völlig zu ignorieren.
Ich gebe zu, manchmal scheint der Diabetes seine drolligen 5 Minuten (können sich auch problemlos auf 5 Tage ausweiten) zu haben, und die Werte spielen einfach total verrückt. Jeglicher Versuch das Chaos zu verstehen schlägt fehl. ABER: einen Versuch ist es immer Wert!
Fortsetzung folgt…