Von Marcel und Saskia gestartet, wurde ich nun von der lieben Steffi von Pep me up getagged um ein paar Fragen über mich und die Diabetes-Sau zu beantworten. Ich will nicht lang drum herum reden sondern schieße einfach mal los.
#1 Wie alt bist du und wie lange hast du schon Diabetes?
35. Sagt zumindest die Geburtsurkunde. Diabetes habe ich gefühlt mein ganzes Leben. Die Diagnose bekam ich mit 10. Pünktlich nach dem Sommerurlaub in Italien und zum Schulwechsel. Die Diabetes Sau und ich hatten also in diesem Jahr unsere Silberhochzeit.
#2 Penste noch oder pumpste schon?
Ich pumpe seit 15 Jahren. Eigentlich wollte ich das Ding, damals war es die H-Tron Insulinpumpe von Disetronic, nur mal probehalber tragen. Seither „lebe ich auf Pump“ und würde sie auch nicht mehr hergeben wollen. Sie vereinfacht die Therapie deutlich. Und damals war es auch überhaupt kein Problem eine Pumpe zu bekommen. Im Gegensatz zu heute. Von Zeit zu Zeit „penne“ ich aber auch. Zum Beispiel wenn die Patrone der Pumpe mal wieder gaaaanz unerwartet *hust* leer ist. Wie beim Weihnachts-Shoppen (Hallo Keto) und Beachen. Für solche Fälle habe ich immer einen Notfall Pen oder Daily Dose dabei. Außerdem korrigiere ich Werte ab 300mg/dl meist mit einem Pen. Man weiss ja nie….
#3 Was war dein schönstes Diabetes-Erlebnis und wie beschreibt sich deine schlimmste Erinnerung?
Puh, schwer zu sagen. Ein wirklich schlimmes Diabetes-Ereignis gab es bei mir eigentlich nie. Ich bin immer relativ gut klar gekommen, war weder wegen einer Hypo oder Keto im Krankenhaus, noch hat mich das eine oder andere das Bewusssein verlieren lassen. Bis auf einen kleinen einzigen „Diabetes und Alkohol“ Ausrutscher in der Jugend ist nichts passiert.
Schönster Diabetes-Moment. Auch schwer. Generell freue ich mich, wenn ich mit diesem Blog und meinen persönlichen Erfahrungen anderen Diabetikern helfen kann. Das ist immer ein gutes Gefühl.
#4 Misst du oder scannst du?
Ich guck Blutzucker-Fernsehen. Sprich, ich hab ein CGM. Zur Zeit nutze ich den Enlite Sensor von Medtronic, da er mit meiner minimed 640G Insulinpumpe kommuniziert. Davor hatte ich den Dexcom G4. „Gescannt“ habe ich auch eine Weile, quasi als eine der ersten Diabetiker in Deutschland, die dieses System testen durften. Eine super Sache, leider habe ich aber arge Probleme mit der Pflasterverträglichkeit. Und ich hoffe, dass das Wort „Messen“ bald ein Fremdwort in der Diabetes-Therapie sein wird, und sich CGM und FGM als Standard durchsetzen werden.
#5 Dein liebster Hypohelfer?
N-U-T-E-L-L-A. Zumindest wenn ich zu Haus bin. 1-2 Teelöffel und die Sache ist geritzt. Immer ein Glas Nutella mit sich herum zu schleppen ist jedoch auf Dauer etwas mühsam und nicht wirklich praktikabel. Was ich gar nicht mag ist Traubenzucker. Pfui. Zu lange Diabetes – zu viel Traubenzucker. Irgendwann kann man das Zeug nicht mehr sehen. Daher bevorzuge ich unterwegs alle Art von Gummizeugs oder Jelly Beans, die sich super easy berechnen lassen. Eine Bohne circa 1 Gramm Kohlenhydrate.
#6 Tagebuch schreiben, in einer App dokumentieren oder „Fuck off“?
Tagbuch habe ich schon immer geführt. Weil es für die Diabetes-Therapie unheimlich hilfreich ist. Für mich persönlich, und nicht nur für den Arzt. Früher oldschool in einem Buch, heute in einer App. mySugr Tagebuch natürlich.
#7 Familie nervend oder helfend?
Weder noch. Ich box mich da allein durch. Früher, noch zu Haus bei Muttern, da war es schon manchmal nervend…“hast du gemessen“, pass hier auf, pass dort auf…“, aber helfend überwog dennoch deutlich.
#8 Warum bloggst du oder liest Diabetes-Blogs?
Zum Bloggen bin ich fast zufällig gekommen. Ich stand vor ein paar Jahren vor der Wahl einer neuen Insulinpumpe und wollte mich im Internet informieren. Neben den Seiten der Hersteller, bin ich auf viele englischsprachige Blogs gestoßen, wo ich Infos und Eindrücke aus erster Hand bekam, quasi von den richtigen Anwendern, uns Diabetikern. Leider gab es im deutschsprachigen Blogger-Bereich kaum etwas Vergleichbares. Das war quasi der Startschuss.
Ich schreibe hauptsächlich über eigene Erfahrungen mit der Krankheit, nach 25 Jahren mit der Diabetes Sau an der Backe hab ich schließlich schon ein wenig was zu erzählen. Und ich tue das offen und ehrlich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Der Diabetes nimmt schließlich auch keine Rücksicht. Ich möchte nicht nur diskutieren und informieren, sondern auch motivieren offen mit der Krankheit umzugehen und sich nicht zu verstecken und vor allem all das zu tun, was ein Stoffwechselgesunder auch tut. Außerdem möchte ich mit Vorurteilen aufräumen, denn über Diabetes kursieren viele Gerüchte und Unwahrheiten. Sollte irgendwein Redakteur das hier zufällig lesen, der vor hat in naher Zukunft über Diabetes zu schreiben, der sollte sich vorher mal dies durchlesen.
Was also damals quasi eher zufällig und als Hobby begonnen hat, ist mittlerweile nicht nur auch ein wenig Therapie für mich selbst, sondern irgendwie schon fast wie eine kleine Berufung.
#9 Diabetes als Sportbremse? Oder wie vereinigst du die beiden Dinge?
Diabetes soltte für nichts und niemanden eine Bremse sein. Mit Diabetes ist alles möglich. Wenn man ein paar Regeln beachtet. Ich habe schon immer Sport gemacht. Und mit der Diagnose hat sich da auch nichts verändert. Natürlich kann es manchmal frustrierend sein, wenn der Blutzucker nicht ganz so läuft wie man es gerne hätte. Sport kann niedrige Werte hervorrufen, aber auch hohe. Man muss einfach viel probieren, beobachten und auf seinen Körper hören. Auch hier kommt wieder das Tagebuch ins Spiel. Wer alles akribisch notiert, kann viel von seinem Diabetes lernen. Das Sport und Diabetes sich auf keinen Fall ausschließen, zeigen Teams wie das Team Novo Nordisk oder auch Powered bei Insulin, mit dem ich bereits das dritte Mal rüber von der Nord- zur Ostsee gelaufen bin. Kleines persönliches Erfolgserlebnis im in diesem Jahr: der San Francisco Halbmarathon ohne eine einzige Hypo.
#10 Wie offensiv gehst du mit deinem Diabetes um?
Offen(siv)…hätte ich sonst diesen Blog?
#11 Wenn du einen Wunsch frei hättest…
Heilung? Ganz ehrlich, manchmal stehe ich der Sache mit der Heilung kritisch gegenüber. Zu oft n 25 Jahren Diabetes standen wir ja angeblich schon gaaaaanz kurz davor. Ich frage mich allerdings was die Definition von ganz kurz ist. Klar, in der Forschung bedeutet „ganz kurz“ oft Jahre. Aber 25?
Was ich mir also wünsche? Gut, dass ist vielleicht nicht für mich persönlich. Aber ich wünsche mir dass allen Diabetikern optimale Behandlungsmöglichkeiten zur verfügung stehen. Vor allem Insulin.
Nur weil man bei uns mit Diabetes gut leben kann, und der Kühlschrank stets mit einem ordentlichen Insulinvorrat gefüllt ist, heißt es nicht dass es anderswo auch so ist.
In vielen Entwicklungsländern ist die Lebenserwartung eines Kindes mit Typ-1 Diabetes nach Diagnose geringer als 1 Jahr, weil es keinen Zugang zu Insulin gibt.
Ok, dann bin ich wohl jetzt mit dem Taggen dran. Ich entscheide mich für meine beiden Gin Basil Smash Ladies Tine von icaneateverything und Bente von Reisen mit Typ-1 Diabtes.