Könnte ich in die Zukunft gucken oder auch nur annähernd ein klein wenig hellsehen, würde mir vermutlich so manches Fettnäpfchen erspart bleiben, ich wüsste immer wohin ich schon wieder meine Schlüssel verbummelt habe und wieviel Nutella wirklich noch im Glas ist.
Kann ich aber nicht. Aber es gibt ein paar Dinge, die ich mir für das Jahr 2025 vorstellen kann oder mir wünschen würde.
Eins steht jedoch fest. Futtere ich weiterhin soviel Nutella bei Hypos, werde ich im Jahr 2025 mit Sicherheit Kakao pieseln.
Nur noch ein paar Jahre spritzen
1990, als ich Diabetes bekam, sagte man ich müsse nur noch ein paar Jahre spritzen und dann würde es eh eine Heilung geben. Man sei ja schließlich schon ganz nah dran. Ganz nah. Ganz nah. Kann mal jemand dieses „ganz nah“ definieren? Langsam glaube ich dieser tröstende Satz mit der ach so greifbaren Heilung wird jedem Diabetiker bei der Diagnose untergejubelt. Von daher sehe ich auch auch nicht all zu optimistisch in das Jahr 2025. Zumindest nicht was Heilung betrifft.
Nun, ich für meinen Teil bin glaube ich auch schon ziemlich abgestumpft, was solchen Heilungs-News angeht, die ja immer mal wieder von irgendwo her aufpoppen und dann wie Seifenblasen wieder zerplatzen und irgendwo in der Galaxis verschwinden. Puff, verflogen und vergessen.
Heilung nein – Therapie-Optimierung ja
Dennoch bin ich zuversichtlich was zumindest die Therapie und die Optimierung dieser in 10 Jahren angeht. Oder eher gesagt, meine Hoffnungen sind groß.
Ich hoffe handelsübliche Blutzuckermessgeräte werden vom Markt verschwinden und sich zu den Ausstellungs-Stücken eines Museums gesellen, wo sich mein Mess-Ziegelstein aus den 90ern aka Reflolux befindet.
CGM setzt sich als Glucose-Mess-System durch und wird auch von den Kassen getragen. Gut, das wiederum setzt natürlich erstmal voraus, dass die Krankenkassen endlich aufwachen und sehen welchen Nutzen ein CGM hat, dass sich die Blutzuckereinstellung (ich schreibe bewusst nicht HbA1c. Und zwar darum.) damit verbessern lässt und somit Folgeschäden reduziert werden können, sprich auch Geld gespart werden kann. Mal ganz davon abgesehen einem Menschen ein gesundes Leben zu ermöglichen.
Für die CGM-Systeme wünsche ich mir kleinere Sensoren, wenn nicht sogar nur ein Pflaster welches mit Sensoren bestückt ist, non-invasive → Digital Tattoo
Außerdem wird man vermutlich nicht mehr gefühlte 4328436 Geräte mit sich herum schleppen und sich fühlen müssen wie Lara Croft, sondern alles lässt sich über ein Gerät steuern bzw. abrufen. Sprich dem Smartphone. Klar, da müssten Regularien gelockert werden. Aber ich für meinen Teil wäre durchaus bereit meine Therapie so weit wie möglich in die Hände der Technik zu übergeben. Stichwort Closed Loop. Sich einfach um nichts mehr kümmern müssen. Das Maschinchen wird’s schon regeln.
Ich entscheide über meine Therapie
Viel wichtiger finde ich aber erstmal, dass Ärzte, Berater und Kassen sich auch mehr den neuen Therapie-Möglichkeiten öffnen. Ich finde es unfassbar, dass Diabetologen und Krankenkassen heute noch analog geführte Tagebücher verlangen und sich z.B. gegen Apps wehren. Ebenso gibt es heute tatsächlich noch Ärzte die das Wort CGM oder Insulinumpe erstmal nachschlagen müssen. Wir Diabetiker müssen uns Tag für Tag selber therapieren und mehrmals täglich wichtige therapierelevante Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Dann sollte es auch dem Patienten überlassen sein, wie und mit welchen Mitteln er therapiert werden möchte, und welche Hilfsmittel er benutzt um den Diabetes-Alltag zu erleichtern und die Compliance zu erhöhen.
Realistisch bleiben
Jeder von uns malt sich vermutlich die tollsten Dinge für das Jahr 2025 aus, die uns das Leben mit der Diabetes Sau an der Seite erleichtern könnten. Allerdings muss man auch realistisch bleiben. Gefühlt hat sich in den letzten 10 Jahren viel getan, aber genauer betrachtet auch wieder gar nichts. 10 Jahre erscheinen für uns Patienten eine irrsinnig lange Zeit. In der Entwicklung von Medizinprodukten und Medikamenten sind 10 Jahre aber eigentlich nichts. Allein um ein stinknormales Blutzuckermessgerät zu entwickeln und auf den Markt zu bringen dauert 2-3 Jahre. Entwicklungsprozesse, Testphasen, Studien, CE Kennzeichnung, FDA Approval… das alles dauert.
Insulin für alle
Von daher sollten wir uns vielleicht ein wenig mehr auch auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Versuchen mit den Dingen klar zu kommen, die uns zur Verfügung stehen. Wir jammern oft auf sehr hohem Niveau, dabei haben wir heute enorm viele Gadgets und Tools an der Hand, die uns dabei helfen mit Diabetes ein ziemlich normales Leben zu führen. Im Vergleich zu anderen Ländern dieser Erde leben wir Diabetiker in Deutschland regelrecht im Diabetes Schlaraffenland. Und das Wichtigste vor allem, wir haben Insulin das uns täglich das Überleben sichert. Das ist in vielen Teilen der Erde leider nicht so und Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu diesem „Lebenssaft“ haben. Wir alle wissen, dass ein mini Tropfen Insulin darüber entscheiden kann, ob es uns gut oder dreckig geht. Es gibt eine Menge Organisation und Aktionen (Insulin zum Leben, #insulin4all, 100Campaign) bei denen man Insulin spenden kann. Nutzt diese Möglichkeit und helft anderen Menschen, damit auch diese zuversichtlich in die Zukunft und in das Jahr 2025 blicken dürfen.