Geschrieben von am Montag, 13. Februar 2012
14 Kommentare

Das Dawn Phänomen

Unter vielen Diabetikern ist das „Dawn Phänomen“ ein fast schon verhasster Begriff, weil  es zu den Dingen im Rahmen einer Diabetestherapie gehört, die oft nur sehr schwer in den Griff zu bekommen sind. Pumpenträger haben es da etwas einfacher, aber darauf komme ich später noch zu sprechen.
Als Dawn Phänomen (engl. dawn = Morgendämmerung) bezeichnet man den Blutzuckeranstieg in den frühen Morgenstunden. Der Blutzuckeranstieg findet dabei zwischen 3Uhr und 6Uhr satt. Die Ursache dafür ist  unter anderem die verstärkte Ausschüttung von Wachstumshormonen (daher tritt das Dawn Phänomen bei Kindern und Jugendlichen verstärkt auf), Adrenalin, Glukagon und Kortisol. Diese Gegenspieler des Insulins führen zu einem relativen Insulinmangel. Durch die verstärkte Ausschüttung dieser Hormone wird sowohl die Zuckerfreisetzung aus der Leber erhöht als auch die Empfindlichkeit des Körpers gegenüber Insulin herabgesetzt.. Die Folge ist ein Blutzuckeranstieg. Wenn Zuckerspeicher dann auch noch randvoll sind, z.B. durch viele Kohlenhydrate am Vortag, kann der BZ-Anstieg am Morgen sehr extrem ausfallen.

© Foto Ilka G./mein-diabetes-blog.com

Diese Reaktion des Körpers tritt auch bei gesunden Menschen auf,  allerdings unterschiedlich stark und wird durch die körpereigene Insulinproduktion reguliert. Beim Diabetiker allerdings führt die Hormonausschüttung zu erhöhten Blutzuckerwerten am Morgen (wobei hohe Nüchternwerte auch durchaus noch andere Ursachen haben können).
Das Dawn Phänomen kann unterschiedlich behandelt werden und hängt dabei von seinem Ausmaß ab. Mögliche Therapiemöglichkeiten sind:

  • Erhöhung der abendlichen Insulindosis
  • möglichst späte Verabreichung des Abendinsulins
  • frühes Aufstehen und somit Vorziehen der morgendlichen Injektion

Viele Diabetiker stellen sich auch zwischen 3Uhr und 4Uhr den Wecker um durch einen kleinen Bolus den Anstieg des Blutzuckers zu verhindern, was aber einen beträchtlichen Einfluss auf Schlafverhalten und Lebensqualität haben kann. Auch eine körperliche Betätigung am späten Abend mit blutzuckersenkender Wirkung ist eher unpraktikabel.
Bei einem ausgeprägtem Dawn Phänomen ist die Therapie mit einer Insulinpumpe zu empfehlen. Die Basalrate kann so in den betreffenden Stunden gezielt auf eine höhere Dosis programmiert werden um einen Blutzuckeranstieg zu verhindern. Zur Ermittlung der genauen Basalrate ist das Tragen eines  CGM Systems von Vorteil, da dadurch der Verlauf des Blutzuckers lückenlos dokumentiert und das Verhalten analysiert werden kann.

Ilka
13. Februar 2012 14 Comments CGMS, Selbstkontrolle, Therapie/Insulinpumpe, , , , ,
Süßes fürs Wohlbefinden und Warmes gegen die KälteHat Stevia Risiken?
Kommentare: 12
  1. 13. Februar 2012 at 18:54

    Wenigstens eins der Dinge, durch die ich (noch) verschont geblieben bin. Aber das ist echt unglaublich, mich würde interessieren, wieso der Körper die hormone ausschüttet (also gerade bei Erwachsenen)

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    • 13. Februar 2012 at 22:34

      hi iris!
      na da hast du glück gehabt, dass das böse phänomen dich bisher verschont hat. oder vielleicht hast du es ja, aber dein basal ist so perfekt eingestellt dass du es gar nicht merkst 😉
      also das mit den hormonen hat soweit ich weiß den grund, dass sie auch zur zellerneuerung dienen….und muskelaufbau, fettabbau und so.

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  2. 16. Februar 2012 at 18:38

    So schön und toll hatte das mit bisher noch keiner erklärt.
    Aber dank dem Dawn-Phanomen habe ich meine Pumpe. Und die würde ich gar nicht abgeben wollen. =)

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    • 16. Februar 2012 at 20:54

      oh, schön dass dir die erklärung gefällt. wenn ich ehrlich bin wußte ich früher auch nicht viel mehr, als dass der bz irgendwann nachst einfach ansteigt. dann hatte ich meine pumpe bekommen und mich nicht weiter drum gekümmert. erst als ich weihnachten ohne basalrate da stand und nachts öfters gemessen hatte in den ersten tagen nach der „selbsthilfe“ habe ich gemerkt, dass ich quasi die uhr nach stellen kann. punkt drei gehts bei mir nach oben. naja, jetzt paßt gott sein dank wieder alles. 🙂

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  3. Anna Schuller
    3. März 2013 at 17:21

    ich nehme keine tabletten und kein insulin habe als anfangs diabetiker trotzdem dieses morgendämmerungs syndrom .Wer weis hilfe. achte auf kohlenhydrate und esse nach plan.
    wer weis abhilfe ,. Arzt nimmt mich damit nicht ernst Zucker wert nachts sogar bei 250

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  4. Anna Schuller
    3. März 2013 at 18:17

    ich nehme keine tabletten und kein insulin habe als anfangs diabetiker trotzdem dieses morgendämmerungs syndrom .Wer weis hilfe. achte auf kohlenhydrate und esse nach plan.
    wer weis abhilfe ,. Arzt nimmt mich damit nicht ernst Zucker wert nachts sogar bei 250

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  5. 3. März 2013 at 18:25

    Hallo Anna!
    Welchen Typ Diabetes hast du denn? Eine Behandlung von Typ1 Diabetes ist ohne Insulin so gut wie nicht möglich. Das Dawn Phänomen haben übrigens auch gesunde Menschen. Die haben allerdings das körpereigene Insulin, welches den BZ Anstieg in den Morgenstunden ausgleicht. Wenn du meinst, dass dein Arzt dich nicht erst nimmt, dann würde ich mir ehrlich gesagt Gedanken über einen neuen Arzt machen. Ich geh mal nicht davon aus dass der jetzige Diabetologe ist?

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  6. Samantha
    4. September 2014 at 19:04

    Bei mir wurde durch dieses Phänomen mein Diabetes entdeckt nüchtern 138 mg/dl nach ogtt 56
    Mg/dl

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  7. Wigg, der Süße
    3. Mai 2015 at 17:33

    Zu der Bändigung“ des Wachstumshormons will ich meine Erfahrungen zum Besten geben.
    Bei der Anpassung der Basalrate vor zehn Jahren wurde in den Morgenstunden die Pumpen-Basalmenge höher eingestellt, um die Hormonwirkung zu eliminieren. Mit zunehmenden Alter (bin jetzt 65) hat sich wohl diese Hormon-Produktion wesentlich verlangsamt. Ich mußte die Basalrate wesentlich zurückschrauben. Zum Beispiel um 4 Uhr von 1,4 E/h auf 0,8 E/h, bei einer 24h-Stundenbasalmenge von 12 E. Nur so bekam ich die vormittägigrn Unterzuckerungen weg. Mein Spruch dazu: „Alles ist vergänglich, nur der Kuhschwanz der bleibt länglich“.

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  8. Werner
    11. Dezember 2015 at 13:35

    Mir wurde das „Down Phänomen“ von den Ärzten angedichtet, da ich auch morgens hohe Werte hatte und unerklärliches schwitzen bei Bewegung, egal wie draußen die Temperaturen waren. Selbst in der Diabetesklinik hieß es, dass ich ein Down Phänomen habe, nur einmal in der Nacht Unterzucker gemessen wurde und die Ärzte keine Einstellung der Basalrate gefunden hatten. Mein Diabetologe sagt, das man bei Down Phänomen nichts machen kann, da es im Körper zu viele andere Dinge gibt und es ein System sei. Diese Aussagen sind alle Falsch.
    Meine Freundin, die an der Uniklinik seit 2 Monaten in der Therapie arbeitet, sagt, dass jeder Diabetes behandelt werden kann. Ich hatte ihr nur 4 Messwerte von 22:00 Uhr, 0:00 Uhr, 3:00 Uhr und 8:00 Uhr mit den Basalraten morgens ungeschafft, spät gegeben.Die naechtlichen Blutzuckerwerte waren alle über 200. Somit ist bewiesen, dass ich kein Down Phänomen habe, da ich diese Werte öfters in der Nacht gemessen hatte. Durch die Änderung der Basalrate nachts nach oben und gleichzeitiger Reduzierung der Basalrate morgens, hat sich der Blutzucker innerhalb von 3 Tagen eingependelt. Meine Freundin sagt, dass wenn die gesamten Basalraten für den Tag die Nacht stimmen, auch der Blutzuckerwert dann richtig eingestellt ist und es keine Probleme mehr geben wird. Sie hat es geschafft, dass ich Tag und Nacht einen stabilen Blutzucker habe. Nur durch die Anpassung der Basalraten auf meinen persönlichen Bedarf, das kein Arzt gekonnt hat. Darauf musste ich 9 Jahre warten, bis endlich jemand die richtige Einstellung gefunden hat.

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  9. Wigg, der Süße
    12. Dezember 2015 at 14:00

    Lie er Werner,

    zur Basalrate will ich auch etwas berichten (44 Jahre Typ Einser davon 10 Jahre mit Pumpe). Ursprünglich haben wir diese Rate in den Morgenstunden erööht um 50 %. Im Laufe meines zuehmenden Älterwerdens hatte ich vormittags fast immer zu wenig Zucker. Bis ich herging und die erhöhte Rate total runterfuhr wie norma (z. B. statt 0,75 Eh nur mehr 0,5). Ich wiege 81 kg und brauche 12,5 Eh 24 h-Basal. Ich brauche nicht mehr m e h r Basal in den Morgenstunden. Komisch, oder?. Anscheinend „lassen die Hormone nach“.

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  10. Conny
    17. November 2017 at 14:33

    Hallo und vielen Dank für die super Erklärung!

    Ich bin gerade schwanger und bekam kürzlich eine Gestationsdiabetes diagnostiziert. Beim großen Zuckerbelastungstest waren der Nüchternwert(86, Grenzwert 92) und der 2Stundenwert(124, Grenzwert 153) gut, der 1Stundenwert war leicht auffällig(bei 187, Grenzwert 180).

    Jetzt darf ich seit 3Tagen messen und die Werte waren eigentlich immer gut, 1h nach dem Essen immer unter 140. Nur die Nüchternwerte sind immer bei 90 oder leicht darüber und steigen sogar ohne dass ich etwas gegessen habe. Sie sollten laut Ernährungsexpertin aber bei unter 70-90sein.

    Jetzt habe ich ewig nach einer Antwort gesucht, woran das liegen könnte. Bis auf dass offenbar mehrere Schwangere dieses Problem haben habe ich nichts gefunden.
    Bis zu diesem Artikel. Für mich machen Wachstumshormone in der Schwangerschaft absolut Sinn. Das Baby wächst ja andauernd und die Organismen hängen ja auch eng zusammen.
    Darum vielen Dank für die gute Erklärung!

    Jetzt muss ich mal schauen was ich vielleicht dagegen tun kann. Eigentlich möchte ich bei der leichten Überschreitung noch kein Insulin spritzen. Ich habe ein wenig Angst davor dass das dann wieder neue Probleme mit sich bringt wenn ich in den Organismus eingreife solange dieser noch relativ normal arbeitet.
    Mal schauen was die Ernährungsexpertin dazu sagt. Die Recherche im Internet hat gezeigt dass das unter 100 wohl sehr unterschiedlich gehandhabt wird.

    Den Kommentar lass ich mal hier, vielleicht hilft es ja der ein oder anderen Schwangeren mit dem gleichen Problem.😉

    Viele Grüße, Conny

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