Keine Frage, CGMS ist eine tolle Sache. Den ganzen Tag und die ganze Nacht lückenlos den Blutzucker beobachten können. Wenn das alles nun auch noch schmerzfrei funktionieren würde, das heißt sich keinen Sensor unter die Haut schießen zu müssen, sich nicht in den Finger pieken zu müssen, das wäre nahezu perfekt.
Vor knapp 2 Wochen waren wir auf eine kleine Veranstaltung eingeladen, wo uns in kleiner gemütlicher Runde genau so ein Mess-System vorgestellt wurde. Es nennt sich HG1c und ist von der Firma C8 MediSensors mit Sitz in Silicon Valley, und basiert auf Messen vom Glucosegehalt im Blut via Lichtstrahl durch die Haut. Klingt abgefahren, oder? „That´s a laser! Yes Dr Scott, its a laser. A laser capable of emitting a beam of pure anti-matter.“ (ok ok, ist ist kein Laser, aber diese Zitat schoss mir gerade durch den Kopf!)
Vorgestellt wurde uns das Produkt durch Paul G. Connolly,Vice President of Sales and Marketing bei C8 MdiSensors, der sich selber ironischerweise als „Typ-3 Diabetiker“ bezeichnet (someone who lives with a diabetic).
C8 MediSensors ist das führende Unternehmen im Bereich der nichtinvasiven kontinuierlichen Blutzuckermessung. Die Messung erfolgt dabei durch einen Lichtimpuls, der durch die Haut gesendet wird und alle 5 Minuten den BZ ermittelt. Das funktioniert ungefähr so:
Sobald Glukose von einem Lichtstrahl getroffen wird, erzeugt es ein einzigartiges Schwingungsmuster, das ein spezifisches Farbspektrum erzeugt, bekannt als Raman-Effekt. Dieser Spektralblitz ist ein Abbild der Glukosekonzentration – so kann Glukose unter der Haut gemessen werden, ohne dass Blut entnommen und getestet werden muss.
Die Daten werden direkt via Bluetooth auf das Smartphone (Achtung, zur Zeit nur Android) übertragen und dort in einem Graphen angezeigt. Getragen wird das System (ungefähr so groß wie eine Insulinpumpe) mittels eines „Haltegürtels“ am Bauch. Diese Stelle eignet sich laut Hersteller am besten, das Tragen an Extremitäten kommt angeblich zu Fehlmessungen. Zum Thema Fehlmessungen: das Gerät funktioniert nicht bei jedem! Leider. Warum es bei einigen Personen zu Fehlmessungen und kommt, ist allerdings noch nicht wirklich bekannt. Vielleicht schieben wir es einfach mal in die Kategorie „Jeder Körper ist anders“.
Leider konnten wir das System nicht persönlich testen, durften es aber angucken, anfassen, begutachten… Paul selber hatte zu Demozwecken den Sensor getragen und uns auch alle Fragen diesbezüglich beantwortet.
So wie es aussieht, wird es Ende 2012 in Europa auf den Markt kommen, sofern bis dahin das CE Kennzeichen erhalten wurde. Schön ist übrigens, dass das Gerät, bis auf die Batterien, ganz ohne zusätliches Verbrauchsmaterial auskommt!
Mein Eindruck von HG1c: Die Idee ist super! Eigentlich ist es genau das, worauf wir doch alle schon ein halbe Ewigkeit warten. Ein großer Schritt in die Richtung, Diabetikern das Leben ein ganzes Stück zu vereinfachen. Im Moment scheitert es allerdings definitiv noch an Größe (könnte sich unter Umständen auch mit Insulinpumpen-Kathetern ins Gehege kommen) und Gewicht vom Meß-System. Der Gürtel an dem das System plus Batterie (hält nur knappe 12 Stunden) getragen wird, ist riesig und erinnert an einen Wrestling Gürtel. (Mal abgesehen davon, dass das Ding total unsexy aussieht). An der Tragbarkeit muss also definitiv noch gearbeitet werden. Gerade in Situation wie Sport, wo man seinen Blutzucker genau im Blick haben will, wäre das System hilfreich, allerdings nicht (oder nur sehr schlecht) tragbar. Für einige vielleicht interessant: werden Hypo-Alarme mehrfach ignoriert, wird automatisch eine Textnachricht oder zuvor aufgenommene Sprachmeldung an eine ausgewählte Person gesendet. Die Idee dahinter ist nicht schlecht wie ich finde, dazu muss die Person allerdings wissen, wo ich mich gerade befinde oder befinden könnte.
Ein paar weitere Features würde ich mir ebenfalls in der Smartphone Anzeige wünschen.
Last but not least: die Kosten. Mit 4000$ keine ganz billige Angelegenheit, auf der anderen Seite ist es ja auch irgendwie eine Anschaffung fürs Leben und die Kosten würden sich sicher auch nach einer bestimmten Zeit rechnen (wir gehen mal nicht davon aus, dass Diabetes in nächster Zeit auf Heilung hoffen darf). Ob es von den Krankenkassen übernommen wird, dürfte sich wohl jeder im Moment selbst beantworten können…