…die Frage stelle ich mir zumindest in letzter Zeit häufiger mal. Mal ganz abgesehen davon, dass es meiner Meinung nach keine guten oder schlechten Diabetiker gibt. Aber dazu später mehr.
Und warum frage ich mich das? Weil meine Blutzuckerwerte gerade mächtig beschissen sind, und ich einfach gerade keinen Dreh in die Sache bekomme. Entschuldigt, dieser erste Blogpost des Jahres 2016 könnte Spuren von Gejammer und Geflenne enthalten. Aber ich finde ich darf das auch mal!
Auf diesem Blog versuche ich normalerweise anderen Diabetikern Tipps zu geben und zu motivieren. Und nun stehe ich selber gerade etwas ratlos, hilflos und demotiviert da. Bäm!
Insulin wie Wasser
Meine Blutzuckerwerte sind schlecht. Und mit schlecht meine ich nicht ein paar Ausreisser, sondern konstant. Konstant hoch. Ich bewege mich zwischen 200 – 400 mg/dl. Nur solange ich schlafe ist alles gut. Hm, und nun? Insulin wäre eine gute Maßnahme oder? Jap. Nur leider scheint meinem Körper Insulin gerade völlig schnuppe zu sein und am Allerwertesten vorbei zu gehen. Auch in rauen Mengen zeigt er nicht wirklich eine Reaktion auf den Lebenssaft. Und dabei hat ein einziger Tropfen Insulin doch normalerweise so viel Power!? Statt Insulin könnte ich auch Wasser spritzen bzw. pumpen. Das Ergebnis wäre vermutlich ungefähr das gleiche. Und ein Mini Stück Schokolade mal so nebenbei lässt meinen Blutzucker im Moment in schwindelerregende Höhen schießen. Ich bin extrem empfindlich auf jede Art von Essen und vor allem Stress (Hormone), aber nicht auf Insulin. Schöne Scheiße. Schöne schöne Scheiße!
Nichts läuft, die Diabetes Sau feiert Party. Ohne mich.
Theorie und Praxis liegen weit auseinander
Und um ehrlich zu sein, zum ersten Mal in meiner Diabetes-Karriere habe ich das Gefühl nicht mehr wirklich weiter zu wissen. Zu blöd um diese scheiß Werte in den Griff zu bekommen. Klar, BE-Faktoren erhöhen, Basal anpassen…das ist die Theorie. Eh klar. Die Praxis arbeitet aber gerade hart gegen mich. Nichts funktioniert. Solche Phasen gibt es immer mal, das ist mir bewusst. Aber diese Phase dauert für meinen Geschmack schon etwas zu lang, und ich habe nicht das Gefühl, dass sie in nächster Zeit enden wird. Das ist schon etwas zermürbend. Ich gebe es zu.
Bin ich nun ein schlechter Diabetiker?
Schenke man diversen Diabetes Facebook Gruppen und Foren Glauben, dann wahrscheinlich schon. Denn dort wird oft nur nach den Faktoren Hba1c oder Höhe des Blutzucker beurteilt. Passen diese nicht, hast du entweder keine Ahnung von Diabetes oder bist einfach zu blöd und zu faul dich zu kümmern. Guter Diabetiker = guter HbA1c, schlechter HbA1c = schlechter Diabetiker. Das ist krank und dumm. Wer hier keine Ahnung hat sind die Leute, die dies tatsächlich so behaupten (und die meisten Krankenkassen und Versicherungen). Und das vor allem ohne den Menschen zu kennen. Liebe Leute, wir sind doch schließlich alle keine Roboter! Natürlich gibt es Diabetiker, denen alles völlig Wurst ist. Aber es gibt eben auch Diabetiker, die sich kümmern und es trotzdem nicht optimal funktioniert. Die Gründe dafür können verschieden sein. Krankheit, Medikamente…
Und es gibt auch Diabetiker (auf die bin ich ja echt manchmal neidisch), bei denen läuft es einfach. Glücks-Diabetiker.
Leute, die vorschnell urteilen, haben meiner Meinung nach einfach noch nicht kapiert, dass man den eigenen Diabetes nicht mit dem anderer Leute vergleichen kann. Was bei Willibald funktioniert, muss bei Elfriede noch lang nicht klappen.
Wir sind eben unterschiedlich. Was die Diabetes-Therapie nicht unbedingt einfacher macht, aber immer wieder spannend. Wie oft muss ich mir zum Beispiel anhören, dass Nutella bei einer Hypo doch völliger Unsinn sei, sie zu langsam wirken würde auf Grund des Fettgehaltes. In der Theorie mag das stimmen, aber in der Praxis sieht es bei mir deutlich anders aus. 1-2 Löffel davon und die Hypo ratzfatz gegessen. Saft hingegen dauert bei mir wesentlich länger.
Und ich? Bin ich nun ein schlechter Diabetiker, weil es gerade tüchtig beschissen läuft? Ich kümmere mich gut (aber ich bin gewiss auch kein Vorzeige-Diabetiker). Aber an manchen Tagen, Wochen, Monaten…scheint mein Körper einen anderen Plan zu haben und macht mit der Diabetes-Sau gemeinsame Sache.
Vielleicht sollte ich mir meine eigenen Motivations-Tipps mal wieder zu Gemüte führen?