Kinners wie die Zeit vergeht. Wie immer viel zu schnell. Ihr kennt das. Eigentlich wollte ich diesen Bericht direkt nach meinem Kurztripp in die Berge schreieben. So war zumindest der Plan.
Das ist nun schon wieder über einen Monat her. Den Kurztripp in die alte Heimat habe einerseits dazu genutzt, um ein wenig zu entspannen (soweit das in 4 Tagen möglich ist), aber auch um mal wieder ein wenig zu sporteln, was abgesehen von den morgendlichen sehr kurzen Strandläufen, mal wieder viel zu kurz kommt zu Zeit.
So habe ich mir für die paar Tage in den Bergen wandern und biken auf den “Bewegungsplan“ gepackt.
Und mal wieder musste ich feststellen, Sport ist nicht gleich Sport. Auf jeden Fall nicht, was den Blutzucker angeht.
Als ich vor einigen Jahren noch am Fuße der Zugspitze gewohnt habe, hat sich mein Blutzucker auf Wanderungen hoch in die Berge immer wie ein Chaot verhalten. Obwohl es für mich gefühlt nicht wirklich eine große Anstrengung war, haben mich meine Füße in den dicken Wanderbotten in die ein oder andere Keto getragen.
Wandern – stetig bergauf mit stabilem Blutzucker
Da ich ja seit ein paar Monaten ohne CGM unterwegs bin, habe ich mir für den Wandertag vorgenommen regelmäßig zu messen und mich nicht nur von den schönen Bergpanoramen ablenken zu lassen (Ihr werdet lachen, aber ohne CGM fällt es mir tatsächlich schwer, an regelmäßige Blutzuckerkontrollen zu denken). Naja, ich habe es aber letztendlich tatsächlich geschafft. Basal habe ich erstmal ganz normal laufen lassen, auch habe ich beim Frühstücksbolus nichts geändert. Nachessen kann ich schließlich immer, viel unangenehmer auf einer Wanderung finde ich gletscherhohe Blutzuckerwerte. Und wie es ja mit dem Diabetes so ist, kein Tag gleicht dem anderen und offenbar keine Wanderung der anderen.
Uns so begab es sich, dass wir uns von Richtung Garmisch aus ins Wettersteingebirge hoch zum Schachenhaus auf Wandertour begaben, und die Diabetes-Sau wie ein zahmes Kätzchen nebenherlief, ohne auch nur einmal kratzbürstig zu werden oder wild zu fauchen. Auf 1866m am Königshaus angekommen, wo schon der Winter eingezogen war, gab es zur Belohnung erstmal einen ordentlichen Brotzeitteller und einen warmen Kakao. Und wer denkt, ein Abstieg sei entspannend…Hell, no! Ein Abstieg ist mindestens genauso anstrengend wie der Aufstieg, wenn nicht sogar anstrengender, zumindest was die Belastung von Knien und Oberschenkel angeht. Zusammenfassend hat sich für mich mal wieder gezeigt, dass es in Sachen Blutzuckermanagement und Sport kein wirkliches Regelwerk gibt. Das sollte auch der nächste Tag zeigen. (Obacht, es folgt ein Berg an Bildern!)
Biken – Blutzucker auf Bergfahrt
Für diesen Tag war eine Bike Tour ins Karwendelgebirge geplant. An dieser Stelle noch einmal Danke an den Biker Bahnhof Mittenwald, die mir das Bike auch ohne Personalausweis überließen.
Die Strecke über Scharnitz in Österreich rein in die Karwendeltäler bis zur urig und gemütlich gelegenen Kastenalm war damals sowas wie meine „Hausrunde“, die mir nicht wirklich Probleme bereitete. Mein Start-BZ an diesem Tag war 170mg/dl, den ich nicht korrigierte, denn eigentlich hätte ich als Nachwirkung vom Wandertag mit einer Hypo-Tour gerechnet.
Eigentlich! Mein erster Blutzuckercheck nach einigen Kilometern moderat bergauf betrug dann 209mg/dl. Da ich wusste, was da noch vor mir liegt, habe ich es auch erstmal dabei belassen. Fehler! Bei der nächsten Messung kratzte die Diabetes-Sau schon an der 300er Marke (ich vermute, dass ich durch den ordentlichen Tritt in die Pedale untrainiert in den anaeroben Bereich gerutscht bin). Biest! Da es eh endlich mal Zeit für einen Snack war, spritzte ich zwar für die Kohlenhydrate, ließ die Korrektur aber wieder aus. Irgendwie hat mir mein Gefühl gesagt, dass eine Korrektur mich direkt ins Tal befördern würde. Und das passierte gegen Ende der Tour dann auch (auch ohne Korrektur), sodass ich noch eine Weile am Isar-Ufer verweilte, ein paar Kohlenhydrate in mich reinstopfte, die Füße ins Eiswasser hielt und dabei die Seele baumeln ließ. Auch wenn der Blutzucker sich an diesen Tagen in den Bergen mal wieder nicht verhalten hat, wie ich es mir gewünscht hätte, habe ich die kleine Auszeit sehr genossen und mich von den Eigenarten und Launen der ollen Diabetes-Sau nicht runterziehen lassen. Und ich habe mal wieder gemerkt, wie sehr viel einfacher ein CGM doch das Leben macht. Wenn man es den hat… Obacht, es sind wieder ein paar Bilder am Start.