Der diesjährige EASD fand im wunderschönen Lissabon statt. Neben dem jährlichen Blogger Event von Roche, war ich auch dieses Mal wieder auf dem EASD unterwegs um zu schauen, was es evtl. Neues für uns zu erwarten gibt.
Roche #DiabetesMeetUp:
Im Vorfeld hatte ich schon einige Überlegungen angestellt, was Roche mit uns dieses Jahr wohl vor hat … Es kam allerdings ganz anders als ich gedacht habe. Keine neuen Infos zum Insight CGM, welches das Hauptthema im letzten Jahr war (wird es überhaupt auf den Markt kommen?) oder dem Eversense CGM.
Stattdessen wurde uns ein kleines Update zur GoCarb App, welche die Kohlenhydrate im Essen anhand von Fotos berechnen soll, vorgestellt. Ich persönlich glaube aber, dass es noch sehr lange dauern wird, bis eine solche App „marktreif“ ist, obwohl der Verbesserung zum damals in Stockholm vorgestellten Prototypen deutlich erkennbar war.
Das zweite große Thema war das neue „open diabetes management ecosystem“ von Roche. Grob gesagt, Roche würde gerne ein Universum schaffen, wo jeder Patient seine Daten von verschiedensten Devices & Unternehmen rein laden kann und dann kann z.B. der Arzt darauf zugreifen. Eigentlich was wir Diabetiker schon lange fordern … ein einheitlicher Datenstandard und eine Cloud, wo ich alle meine Daten verwalten kann. Die Idee an sich finde ich sehr gut. Welche Fragen aber für mich auftauchen:
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- Was passiert mit meinen Daten?
- Kann ich steuern, wer meine Daten bekommt und kann ich mit nur einem Klick, evtl. sogar gewissen Unternehmen ausschließen?
Ich bin mir auch nicht so wirklich sicher, ob sich andere Unternehmen diesem Projekt anschließen. Stichwort Konkurrenz und Mitbewerber. Für mich wäre ein unabhängiges Unternehmen mit eben dieser Open Platform die bessere Lösung.
Des Weiteren wurde uns vorgestellt, wie mySugr und der Mutterkonzern Roche in Zukunft zusammenarbeiten wollen. Ein Thema war das mySugr Paket inklusive Diabetes Coaching. Sascha von Sugartweaks fragte zu diesem Thema kritisch an, wie lange es wohl noch den „realen“ Diabetesberater (also den Coach) geben wird, wenn im gleichen Atemzug immer besser Algorithmen entwickelt werden, die gewissermassen eigenständig die Therapie optimieren. Für Scott (Communication Lead USA) von mySugr wird sich aber diesbezüglich so schnell nichts ändern. Seiner Meinung nach bedarf Diabetesberatung- und Therapie immer noch persönliche und menschliche Note.
Viele der Teilnehmer waren gespannt, wie es überhaupt mit mySugr weitergeht, die wir alle als authentische und patientennahe Truppe kennen und den Diabetes fast schon „hip“ aussehen lassen. Werden sie noch weiterhin „die Coolen“ der Branche bleiben? Ilka (Communication Lead DACH) betonte klar, dass sich in diese Richtung nichts ändern wird. Die mySugr Mannschaft bleibe eine „Legal Entitiy“, die weiterhin innovative Produkte mit Patientenfokus entwickelt und auf jeden Fall auch ihre freche und lockere Art beibehält.
EASD:
Ypsomed: Die selbstbefüllbare Ampulle und die lang ersehnte YpsoPump App soll in kürze endlich auf dem Markt kommen. Ich bin schon echt gespannt. So langsam muss auch was passieren, wenn Ypsomed den Anschluss nicht verpassen will. Denn: andere Anbieter aus Asien entdecken so langsam auch den europäischen Markt für sich.
Dana Diabetes Care:
Dana hat auf dem EASD ihre neue Pumpe „Dana-RS“ (Nachfolgerin der Dana-R) vorgestellt. Wann sie in Deutschland verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt.
Die wirklich interessante Neuigkeit ist aber das vorgestellte CGM, welches zukünftig mit der Dana-RS kommunizieren wird. Das CGM ist vom chinesischen Hersteller PodTech, das exklusiv für die Dana verfügbar sein wird.
So wird es zukünftig eine Dana mit offener Schnittstelle und CGM-Anbindung geben. Nightscout Entwickler waren maßgeblich an der Entwicklung beteiligt.
Fazit:
Alles in Allem habe ich das Gefühl, die Branche steht zur Zeit eine wenig still. CGM ist da. Und was nun? Dass wir Patienten nicht warten bis sich endlich etwas tut, zeigen bereits Organisationen und Projekte wie Nightscout oder Loop. Ich persönlich habe das oft das Gefühl, dass Patientenwünsche und Bedürfnisse von den Herstellern schon fast störrisch ignoriert werden. Stattdessen reden sie von angeblicher Zusammenarbeit, von der allerdings bis auf sehr wenige Ausnahmen nichts zu spüren ist. Aber wie heisst es doch so schön … #wearenotwaiting
HINWEIS IN EIGENER SACHE:
Meine Flüge und Unterkunftskosten für EASD2017 wurden von Roche Diabetes Care abgedeckt. Meine Vereinbarung, an dem #DiabetesMeetUp teilzunehmen, enthielt keine Verpflichtung über das Event oder die Produkte zu schreiben.