Kürzlich ist mir mal wieder ein Buch in die Hände gefallen, welches ich mir schon vor langer Zeit gekauft hatte, angefangen hatte zu lesen, aber irgendwie nie richtig zum Ende gekommen bin: Der 4-Stunden-Körper von Tim Ferriss. In dem Buch geht es darum seinen Körper zu hacken und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Das alles setzt eine intensives Tracking sämtlicher „Körperdaten – und Funktionen“ voraus.
Das ganze schimpft sich Quantified Self. Das bedeutet alles zu messen was an, im und um den eigenen Körper herum so messbar ist , und funktioniert via Apps, Selftrackern und anderen Gerätschaften. Der Qauntified Self Trend hat sich über die letzten Jahre regelrecht zu einem Hype entwickelt. Angefangen in den USA, hat es nun längst auch schon Europa und Deutschland erreicht. Ja so ist es, auch in Deutschland misst man mittlerweile so gut wie alles was irgend messbar ist. Ob es nun Sinn macht oder nicht. Deutschland misst nicht nur seine Schritte (meist über fancy Fitnesstracker in Form quietschbunter Armbänder), Puls und den Kalorien-Verbrauch (wäre ja langweilig), Deutschland misst jeden Scheiß. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Quantified Self Guru Tim Ferriss soll angeblich regelmäßig (Grund vergessen) das Gewicht seines „Häufchens“ gemessen haben. „Ins Klo greifen“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Aber auch hier im Lande werden die skurrilsten und absurdesten Dinge gemessen. Hier mal ein paar Beispiele:
- Deutschland misst den Einfluss von Butterkonsum auf die Hirnaktivität
- Deutschland misst die Laune (macht bestimmt Laune)
- Deutschland misst die Hautspannung
- Deutschland misst die Menge der Nutella-Löffel am Tag (ok, das bin ich)
- Deutschland misst die Schlafdauer im Vergleich zu den Mondphasen
- Deutschland misst mit einem Beschleunigungssensor die Hüftbewegungen beim Sex
- Deutschland misst den Grad der Mundfeuchtigkeit
Und Deutschland misst den Blutdruck. Gut, das ist weniger absurd. Ich erinnere mich nur gerade dran, weil es dazu mal eine Kampagne in den Apotheken gab. Ist auch nur deshalb hängen geblieben, weil die nette Dame hinter dem Tresen mit nicht glauben wollte, dass man das als Diabetiker eh regelmäßig macht. Und Deutschland misst den Blutzucker. Eh klar und auch nicht ungewöhnlich, für uns Zuckernasen Alltag (manche Quantified Self Enthusiasten tun dies sogar einfach aus Lust und Laune ud nutzen sogar regelmäßig CGM Systeme).
Diabetes und Quantified Self
Jup, das passt. Irgendwie. Denn wenn man mal genau überlegt, dann haben wir schon mit der Selbstvermessung begonnen, bevor die Welle irgendwo im Silicon Valley in die Gänge kam. Wir Diabetiker sind quasi gezwungen unsere Diabetes Daten zu tracken, sich mit ihnen zu beschäftigen und auszuwerten. Nicht einfach nach Lust und Laune, sondern weil wir es müssen, um unseren Diabetes optimal managen zu können. Die Kunst besteht allerdings ein wenig darin alle die gemessenen Daten zu connecten und richtig zu interpretieren.
Wenn man mal drüber nachdenkt, dann sind wir irgendwie kleine Quantified Self Heros und Queens. Für uns macht das ganze also Sinn, während ich so manche Mess-Euphorie bei einigen QS-Jüngern in Frage stelle. Ich glaube mich persönlich würden zu viele Infos einfach auch verrückt machen. Und manche Sachen möchte ich lieber gar nicht wissen. Trackt ihr noch weitere Daten, die über den Diabetes hinaus gehen?
Kürzlich ist mir wieder ein Foto wieder in die Hände gefallen. Als mein Wiener Kollege das erste Mal in Hamburg war, fiel ihm der Meßberg auf, eine U-Bahn Haltestelle nicht weit von der Speicherstadt. Kurzerhand kam die Idee aus der Bahn zu hüpfen, fix den Blutzucker zu messen und ein Foto zu machen. Seither ist dieser Platz irgendwie ein „Place to be“ für Diabetiker in Hamburg. Ich hatte schon mal drüber geschrieben. Hamburg scheint eh sehr Diabetiker freundlich. Messen (Messberg), Speichern (Speicherstatt) Pumpen (Pumpwerk)…da kennen wir uns aus.
Solltet ihr also mal wieder in der aller schönsten Stadt der Welt sein, schaut am Messberg vorbei. Möglicherweise findet ihr dort ein paar Teststreifen auf dem Fußboden ;).