So, nun bin ich also seit ein paar Tagen wieder zu Hause und lasse gerade noch mal die 9 Tage Bad Heilbrunn Revue passieren. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, da aber ja so viel verändert wurde, habe ich ein wenig Bedenken dass es im Alltag auch alles so reibungslos läuft. Das werden jetzt die nächsten Tage zeigen.
Was mich bei der Ankunft in der Klink schon mal positiv stimmte war die angenehme Atmosphäre, irgendwie nicht wie herkömmliche „Krankenhäuser“. Nach der Aufnahme mit den üblichen Untersuchungen und einer kleinen Einweisung in den Tagesablauf wurde mir mein Zimmer gezeigt und ich bekam auch schon meinen Therapieplan der nächsten Tage (der sich 2x täglich ändern konnte). Ein Standarttag bestand meistens aus Labor-Insulisprechstunde-Frühstück-Schulung-Labor-Anwendungen-Labor-Insulinsprechstunden-Mittag-Labor-Anwendungen-Schulung-Labor-Insulinsprechstunde-Abendessen. Alle 2 Tage Visite. Gleich am ersten Tag stand bei mir ein Basalratentest auf dem Plan, der dann zusammen mit der Diabetesberaterin besprochen und geändert wurde. Dieser verlief schon mal mehr als gut, ich rutschte quasi von einer Hypo in die nächste. Komisch, die Basalratests zu Haus verliefen immer ganz anders. –> Streßhormone sind nicht zu unterschätzen! Cola und Saft (hilft besser als Traubenzucker) kann ich nun aber erst mal nicht mehr sehen.
In Heilbrunn wird vom Personal viel Wert darauf gelegt, seinen Tag möglichst an den Alltag anzugleichen. Das heißt Spaziergänge, Bewegung etc. sind gerade bei Typ1 Diabetikern sogar erwünscht. Da ich mich aber leider vorerst sportlich zurückhalten sollte, bis Basalrate und BE Faktoren überarbeitet waren, habe ich viele gemütliche Spaziergänge zum nahegelegenen Supermarkt gemacht, um meine Cola light Sucht zu befriedigen, oder bin durch den gegenüberliegenden Bad Heilbrunner Kräutergarten geschlendert, sehr zu empfehlen!
In den Diabetesschulungen gab es jede Menge Bekanntes, Neues oder auch einfach Auffrischung der Dinge, die man über die Jahre irgendwie vergessen hat. Teilweise war ich aber auch erschrocken darüber, wie schlecht doch der Wissenstand bei einigen Diabetikern über ihre Krankheit ist, obwohl sie schon sehr lange mit dem Diabetes leben. Besonders interessant fand ich die Schulungen von Chefarzt und Leiter der Diabeteologie Dr.Liebl, der gerne auch mal aus dem Nähkästchen plauderte. Puh, das wird noch Arbeit meine Mitschriften mal zu sortieren und vor allem zu verinnerlichen. Neue Hba1c Richtlinien, Wirkung von Eiweiß auf den BZ, Insulinempfindlichkeiten…etc.
Entspannung kam natürlich auch nicht zu kurz, so gab es zum Beispiel nach Bedarf Heuanwendungen (Geruch gewöhnungsbedürftig) oder Hydrojet Massagen. Außerdem wurden wichtige Untersuchungen wie Ruhe EKG und Doppler Sonografie der Arterien gemacht. Hat man bei Euch schon mal den Blutdruck an den Beinen gemessen? Unangenehme Sache, ich hatte das Gefühl mir platzen die Waden, was aber ein Zeichen dafür ist, dass alles „läuft“. Und ich kann ein wenig stolz sagen, dass nach 21 Jahren Diabetes alle Untersuchungsergebnisse vorbildlich sind! Nach 6 Tagen Geteste und Probiere hatten wir dann endlich meine Basalrate und die BE Faktoren korrigiert, und das Ergebnis war für den Doc, meine Diabetesberaterin und für mich gleichermaßen überraschend. Ich konnte meine Basalrate von 28,6 Einheiten auf 21,3 Einheiten kürzen und die BE Faktoren liegen nun alle (bis auf frühen Vormittag) bei 1:1! Das heißt ich konnte alle meine BE Faktoren halbieren und die Basalrate um fast 1/3 senken. So wenig Insulin habe ich bisher noch nie gebraucht.
Ich bin leider nur einen Tag zum Sport gekommen, einen Lauf, den ich allerdings nach einer halben Stunde wegen Hypo abbrechen musste. Naja, und wie üblich kam der mördermäßige Blutzuckeranstieg dann in der Nacht. Da ich allerdings als Akutfall eingeliefert wurde, und diese immer nur 9 Tage bleiben, haben wir es leider nicht mehr geschafft mein Hauptanliegen, die Sache mit dem Sport und dem Wertechaos genauer unter die Lupe zu nehmen und zu klären. Naja, zum Sport habe ich zumindest noch einige Tipps erhalten die ich nun austesten werde. Und wenn es ganz und gar nicht klappt, dann darf ich wiederkommen, so der Herr Doktor, denn ich sei eh ein interessanter Fall…. 😉
Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich mich für einen Klinikaufenthalt entschlossen habe, beim nächsten Mal werde ich auf keinen Fall wieder 10 Jahre damit warten. Außerdem habe ich viele interessante Leute kennen gelernt. Diabetiker mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten und einige mit einer guten Portion Humor: „Mein Vater hatte nicht viel Geld! Deshalb hat er mir stattdessen den Diabetes vererbt!“