Okay. Sprechen wir mal über Fiasp. Dem neusten Blutzuckersenker in der Insulin Hood. Eins vorweg: Ich werde euch ihr keine trockenen Analysen präsentieren. Das ist nicht mein Ding. Ich werde rein darüber schreiben, wie meine persönlichen ersten Eindrücke von Fiasp sind.
Ich nutze Fiasp jetzt seit Mitte April, also fast ab Markteinführung in Deutschland. Ich bin mit großen Erwartungen gestartet. Im Nachhinein gesehen vielleicht mit etwas zu großen Erwartungen. Naja, schließlich hat es Ähnliches bisher nicht gegeben, also ein Insulin das derart schnell anflutet. In Blogs und in diversen Facebook-Gruppen wurde das Insulin bereits ordentlich gelobt aber auch kritisiert. Besonders beeindruckten mich Behauptungen und Aussagen, Fiasp habe bereits nach der ersten Injektion eine deutlich erkennbar schnellere Wirkung gezeigt.
Was ist Fiasp überhaupt?
Fiasp steht für Faster-Acting Insulin Aspart und verspricht einen schnelleren Wirkeintritt im Vergleich zu Novo Rapid (der Hersteller Novo Nordisk vergleicht sich hier mit seinem eigenen Produkt, aber wer sich ein wenig in der Insulin Manege auskennt, wird wissen, dass diese Behauptung auch auf die anderen gängigen schnellwirkenden Insuline weitgehend zutrifft.)
Der schnelle Wirkeintritt wird durch zugesetztes Arginin und Nicotinamid (Vitamin B3) erreicht. Im Blut soll Fiasp bereits nach 4 Minuten nachweisbar (Novo Rapid 9 Minuten) sein, und Im Vergleich zu NovoRapid hat es eine um 50 Prozent höhere Insulinwirkung in den ersten 30 Minuten! Das heisst in den ersten 30 Minuten steht im Vergleich zu Novo Rapid doppelt so viel Insulin zur Verfügung. Oha, das klingt doch schon mal nach was!
Damit kann laut Hersteller Novo Nordisk die „Insulinlücke“ zwischen der Wirkung von NovoRapid und dem natürlichen Insulin verkleinert werden. Quasi die Lücke, die ich, und von euch sicherlich auch einige, mit einem SEA (Spritz-Ess-Abstand) versuchen „auszubügeln“. Klingt verlockend, oder?
Foto: Ilka Gdanietz
Der erste Schuß
Fast ehrfürchtig habe ich also meine Insulinpumpe mit dem neuen Insulin startklar gemacht.
Ab geht die Luzi – dachte ich zumindestens. Keine erkennbarer Unterschied nach dem ersten Fiasp Bolus. Auch nicht nach dem zweiten, dritten, vierten, fünften…
Übrigens habe ich mir vorab keine Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendwelche Faktoren ändern muss. Korrektur- und BE Faktor gleich gelassen.
Die erste Woche mit Fiasp hat bei mir im Vergleich zu Novo Rapid absolut keinen Unterschied gezeigt. Woran das lag? Ich weiss es nicht. Hormone, Katheter an falscher Stelle? Keine Ahnung. Ab der zweiten Woche schien mein Körper dann irgendwie zu checken, dass er da anderen Stoff bekommt.
Morgengupf, Korrekturen und SEA
Das erste was ich bemerkte war, dass die 2 Einheiten Morgentupf die ich gewöhnlich brauche, schneller da ankommen wo sie sollen. Während ich nach meinem Gupf gewöhnlich in Ruhe aus dem Betteln klettern, den ersten Tee trinken und eine Dusche genießen kann bevor ich zum Frühstück übergehe, scheinen diese 2 Einheiten nun irgendwie zu viel. Macht das Sinn? Eigentlich nicht wirklich, aber eine Halbierung bewahrt mich seither zumindest vor einer Hypo.
2.Effekt: Korrekturen schlagen deutlich schneller an. Irgendwie das das für ich der größte Benefit derzeit, da ich immer das Gefühl habe eine Ewigkeit warten zu müssen bis mein BZ wieder im Zielbereich ist. Mit Fiasp gehts schneller, heißt man gondelt nicht so lang im höheren Spähren rum. Das sollte sich dann ja theoretisch auch auf den HbA1c auswirken, oder?
3. Effekt: In den meisten Fällen (je nach höhe des Blutzuckers) kann ich völlig auf den SEA verzichten, ohne dass der Blutzucker postprandial fies nach oben schießt. Ich will nicht behaupten, dass mein BZ nach dem Essen gar nicht mehr ansteigt, das tut er auch mit Fiasp. Aber die Kurve nach dem Essen verläuft westlich flacher.
Wirkdauer
Oft wird behauptet, Fiasp habe eine kürzere Wirkdauer, was aber nicht stimmt. Der Wirkeintritt ist einfach früher. Interessant auch, dass es offenbar einen Unterschied macht, ob Fiasp mit Pen oder Pumpe angewendet wird.
Resorption
Fiasp ist eine Insulin aspart-Formulierung für die mahlzeitenbezogene Gabe, bei der die Zugabe von
Nicotinamid (Vitamin B3) die anfängliche Resorption von Insulin beschleunigt. Insulin wurde
ungefähr 4 Minuten nach Verabreichung im Blutkreislauf nachgewiesen (Abbildung 1). Die Zeit bis
zum ersten Auftreten im Blut war bei Fiasp zweimal so schnell (entsprechend 5 Minuten früher) und
die Zeit bis zum Erreichen von 50 % der Maximalkonzentration 9 Minuten kürzer als bei NovoRapid,
wodurch in den ersten 15 Minuten vier Mal so viel Insulin und in den ersten 30 Minuten doppelt so
viel Insulin verfügbar war.Kontinuierliche subkutane Insulin-Infusion (CSII)
Bei Anwendung von CSII war die Zeit bis zum Erreichen der Maximalkonzentration bei Fiasp
26 Minuten kürzer als bei NovoRapid, wodurch in den ersten 30 Minuten ungefähr dreimal so viel
Insulin verfügbar war.*
Fazit? Ich bin zufrieden mit Fiasp. Aber kann man es wirklich als Turbo-Insulin bezeichnen? Schnell ist es. Zumindest schneller als Novo Rapid. Mit Mit dem Wort Turbo assoziiere ich allerdings etwas anderes und freue mich auf den Tag, an dem ein Insulin auf dem Markt gibt, das punktgenau wird.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Fiasp? Ich lese öfter von Gewichtszunahmen oder Muskelschmerzen. Jemand Erfahrungen damit?
* Text und Bild-Quelle: https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2017/20170109136674/anx_136674_de.pdf