Die Diagnose Diabetes steckt vermutlich niemand so einfach weg. Und die wenigsten wissen zu Beginn was sie nun eigentlich erwarten wird. Angst, Ungewissheit, Panik…
Ich bin überzeugt, dass auch das Alter bei der Diagnose eine entscheidende Rolle spielt, wie gut oder schlecht man die Diagnose wegsteckt. Um ehrlich zu sein. Bin ich froh Diabetes bereits als Kind bekommen zu haben. Auch wenn die Therapie damals noch etwas komplizierter und strenger war, denke ich dass es einfacher ist mit Diabetes aufzuwachsen, als es zum Beispiel in der Pubertät oder Erwachsenen-Alter zu bekommen.
Wenn ich auf einen Diabetes-Frischling treffe, dann ist mein erster Kommentar eigentlich immer der gleiche. „ Alles halb so wild, da wächst du rein“.Vermutlich wird ihm das nicht sonderlich viel weiter helfen. Schließlich ist von einem Tag auf den anderen alles komplett neu. Gerade aus dem Krankenhaus entlassen ist man beladen mit Informationen, hat einen mehr oder weniger personalisierten Behandlungsplan an die Hand gekommen und jeder im Umfeld bombardiert dich mit seinem Halbwissen über die Erkrankung welche die Großmutter eines Bruders eines Bekannten ja schon seit Jahren hat. Und die darf keinen Kuchen mehr essen und blind ist sie auch schon fast. Boom! Wie motivierend. Und nun?
Ruhig bleiben. Am besten erstmal auf Durchzug schalten. Auch wenn es alles vermutlich lieb gemeinte Ratschläge sind. Konzentriere dich erstmal auf dich. Und, Willkommen im Club!
Meine 10 Ratschläge für Diabetes-Starter
1.Positiv denken. Das Leben geht weiter. Mit Diabetes kann man alt werden. Das war vor vielen Jahren noch nicht so. Diabetes wird dir außerdem helfen deinen Körper besser kennen zu lernen und über kurz oder lang wirst du ein ordentliches Wissen über Ernährung aufbauen. Hey, wer aus deinem Freundeskreis kann schon sagen wieviele Kohlenhydrate in einem Schokokuss stecken und welche Auswirkungen er auf den Stoffwechsel hat.
2. Du musst nicht verzichten. Heute musst du dich als Typ-1 Diabetiker an keine bestimmte Diät halten. Du darfst alles essen. Einzig musst du lernen dein Insulin dafür richtig zu berechnen. Aber auch das geht irgendwann in Fleisch und Blut über.
3. Freunde dich mit dem Diabetes an. Es ist wie es ist. Es gibt noch keine Heilung. Das heißt der Diabetes ist nun bei dir. Tag für Tag. Ignorieren bringt nichts. Er bleibt. Vielleicht ein Leben lang. Nicht immer wird er nett zu dir sein. Aber je mehr du dich um ihn kümmerst und seine Präsens respektierst, desto besser kommt ihr miteinander klar. Ein Welpe ist auch nicht von Anfang an stubenrein. Diabetes ist nicht dein Feind. Hab keine Angst vor ihm.
4. Verstecke deinen Diabetes nicht. Das kostet viel mehr Energie als wenn du von Anfang offen damit umgehst.
5. Lass dich nicht verwirren. Es gibt viele Möglichkeiten den Blutzucker zu checken, Insulin zu verabreichen und den Diabetes zu managen.
Neue Technologie müssen nicht unbedingt gut und das Richtige für dich sein. Viele davon erfordern gewisse Erfahrungen und Wissen über Diabetes welches du am Anfang noch nicht besitzt. Fang beim einfachsten an und taste dich da langsam durch. Du wirst schnell merken was dir den Alltag mit Diabetes erleichtert und was nicht.
6. Essen ist nicht dein Feind. Du wirst schnell merken welchen Einfluss Essen, und vor allem was drin steckt, auf dein Leben haben wird und du wirst dich irgendwann zu einem wahren Schätzmeister mausern. Auf dem Weg dahin wirst du aber auch oft stolpern und dich schlichtweg verschätzen, was sich ungünstig auf deinen Blutzucker auswirken wird. Don´t Panik! Du musst einfach lernen wie du mit Nahrung umzugehen hast. Trail and Error. Lernen ist besser als verzichten. Wichtig ist, dass du bei Fehlschätzungen nicht den Mut und die Lust am Essen verlierst und vielleicht sogar Angst davor bekommst etwas falsch zu machen. Eine gute Starthilfe können Food-Datenbanken in Form von Apps helfen, wie zum Beispiel Carbs & Cals.
7. Finde den richtigen Arzt. Zugegeben, das ist nicht immer einfach. Gerade am Anfang wenn man noch recht unerfahren ist, ist es schwer einzuschätzen ob der gewählte Diabetologe wirklich der Richtige ist. Ein guter Diabetologe und Diabetes Berater sind extrem wichtig. Sie sollen dich unterstützen deinen Diabetes zu managen und dich auf bei deiner Therapie begleiten. Wenn du dich unwohl fühlst, probiere einen anderen Arzt aus. Auch wenn du dafür vielleicht etwas Zeit und längere Anfahrten investieren muss. Es lohnt sich.
8. Übernimm Verantwortung. Es ist dein Diabetes. Du musst mit ihm leben. Nicht dein Arzt, Berater und Familie oder Freund. Sie können dir mit Hilfe und Rat zu Seite stehen, aber du musst dich mit ihm auseinander setzen und managen. Mach andere nicht dafür verantwortlich wenn es mal nicht so läuft wie es sollte. Wir alle haben Hochs und Tiefs. Das ist normal.
9. Lerne von deinem Diabetes. Es kann nicht immer alles glatt laufen. Mit Diabetes zu leben, bedeutet auch ein Leben lang zu lernen. Etwas läuft schief? Notiere es dir. Beim nächsten Mal weisst du es besser. Hilfreich hierfür sind Diabetes Tagebücher. Analog oder digital. Daten sind die Grundlage einer jeden Diabetes-Therapie und du kannst wunderbar aus ihnen lernen.
10. Tausche dich mit anderen aus. Am meisten kannst du von den Leuten die das gleiche an der Backe haben. Sprich, anderen Diabetikern. Egal ob online oder offline. Betone dabei aber immer dass du „frisch“ dabei bist. Ansonsten können viele gut gemeinte Ratschläge vielleicht eher verwirrend oder zu viel sein.